Unsere Arbeit umfasst die Zusammenarbeit mit der Seniorengruppe „Abueliticos“. Der Name setzt sich aus dem spanischen Wort für Großeltern „Abuelos“ und dem umgangssprachlichen Begriff für Costa-Ricaner*innen „Ticos“ zusammen. Jeden Dienstag um 13 Uhr treffen sich 30 bis 50 Senioren in einem ehemaligen Schulgebäude für etwa zweieinhalb Stunden.
Um 11:30 Uhr treffen sich alle freiwilligen Helfer*innen, um den Nachmittag vorzubereiten. Das bedeutet, Stühle und Tische aufbauen, den Boden wischen, Geschirr vorbereiten und einen Lautsprecher mit einem Mikrofon verbinden. Auch die Vorbereitung für individuelle Aktivitäten gehört dazu, die von Woche zu Woche variieren können. Generell beschäftigen wir uns bei dieser Vorbereitung viel mit Falten, Basteln, Kleben oder Malen.
Bis 13 Uhr treffen die Senior*innen nach und nach ein, um an unseren Aktivitäten teilzunehmen. Die Begrüßung ist meistens sehr herzlich und einer der Gründe, warum ich mich immer auf die Dienstage freue. Fast jeder „Abuelitico“ strahlt eine solche Freundlichkeit und Herzlichkeit aus, dass ich mich hier von Anfang an aufgenommen und wertgeschätzt fühlte. Mehrfach wurde ich zum Kaffee eingeladen, und seit Februar wird mir fast wöchentlich gesagt, wie schwer ihnen der Abschied im August fallen wird. Diese Momente zeigen mir die Bedeutung des kulturellen Austauschs.
Der Nachmittag beginnt meistens mit einem kurzen Gebet, das eine freiwillige Person vorträgt. Danach singen alle gemeinsam „La canción de mi vida“, ein Lied, das als inoffizielle Hymne der Abueliticos gilt. Anschließend folgen kurze Bewegungs- und Atemübungen, die wir vorbereiten. Meistens geht es darum, einige Gelenke zu bewegen und kontrolliert zu atmen. Anfangs fiel mir das aufgrund meiner begrenzten Sprachkenntnisse schwer, aber inzwischen habe ich mich gut an die Sprache gewöhnt und kann den Ablauf ohne Probleme durchführen. Diese Übungen dauern etwa 3 bis 5 Minuten.
Der Ablauf bis zu diesem Punkt ist immer gleich, danach beginnt das wöchentliche Programm. Es kann sich um Spiele, Basteln oder Bingo handeln. Die Spiele fokussieren oft auf die Feinmotorik, wie zum Beispiel das Weitergeben eines Balls im Kreis. Andere Spiele umfassen Zielwerfen mit Tischtennisbällen oder Memory.
Bastelaufgaben brauchen oft am längsten in der Vorbereitung, da wir Vorlagen, Schablonen oder Beispiele zeigen müssen. Aufgaben sind zum Beispiel das Aufkleben von Bohnen, das Ausmalen von Bildern oder sogar das Besticken und Zusammennähen kleinerer Gegenstände. Die Ergebnisse sind oft sehr schön, was mich anfangs überraschte. Alle Senioren sind geistig fit und nehmen aktiv teil, auch im hohen Alter von über 90 Jahren. Im Vergleich zu meiner Erfahrung in einem deutschen Altenheim ist dies bemerkenswert.
Der Favorit der Senior*innen ist Bingo. Einmal im Monat spielen sie voller Vorfreude um kleine Einsätze. Unsere Aufgabe ist das Ansagen der gezogenen Zahlen, was aufgrund der speziellen Namen der Zahlen überraschend knifflig ist. Die 24 heißt zum Beispiel „la noche buena“.
Zur Halbzeit gibt es immer eine Kaffeepause, in der wir Kaffee und Essen verteilen, das von Keksen bis zu Hühnchen mit Reis variiert. Wir bekommen auch immer etwas von dem, was das Küchenteam vorbereitet hat. Ab 15:30 Uhr verlassen die Teilnehmer nach und nach das Treffen, das oft mit einer kleinen Tanzeinheit endet. Ob ich mittanze, hängt vom emotionalen Druck ab, dem ich ausgesetzt bin :).
„Abueliticos“ ist eine tolle Gruppe, die es älteren Menschen ermöglicht, aktiv zu bleiben. Das Beste daran ist, dass das Treffen nur 500 Colones (etwa einen Euro) pro Person kostet, wodurch es für alle zugänglich ist. Dies ist nur möglich durch das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen, die sich jede Woche darum bemühen. Ich bin sehr dankbar, ein kleiner Teil dieses Teams zu sein.
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