Ich habe unseren Streetworker Giresse getroffen, der sich seit einiger Zeit regelmäßig mit Jugendlichen im Rahmen des Projektes “Sport im Park” trifft und sie einlädt, mit ihm gemeinsam, draußen im Park, zusammen Sport zu machen und durch Bewegung in den Austausch zu kommen. Zu diesem Projekt habe ich ihm einige Fragen gestellt – die spannenden Antworten könnt ihr nun hier lesen:
Kannst du mir erzählen, was sich hinter dem Projekt “Sport im Park” verbirgt?
Sport im Park ist entstanden, weil wir in der Corona-Zeit bemerkt haben, dass die Jugendlichen von Zuhause über Zoom Unterricht machen und die ganze Zeit am Handy und Computer sind. Es ist natürlich ein bisschen anstrengend für sie, die ganze Zeit online zu sein und sie haben dadurch auch den Kontakt zu anderen Jugendlichen verloren. Deswegen haben wir uns entschieden, dass wir nach dem Lockdown ein Projekt machen, bei dem wir die Jugendlichen dazu einladen, draußen im Park einfach ein bisschen Sport zu machen und dadurch Beziehungen wieder aufzubauen. Durch den Sport können sich die Jugendlichen wieder bewegen und wir können dadurch eben auch Beziehungen zu ihnen aufbauen. Genauso wie sie auch untereinander Beziehungen knüpfen können. Genau so ist das Projekt entstanden.
Wie läuft ein Treffen von “Sport im Park” ab?
Also ein Treffen dauert insgesamt 2-3 Stunden. Wenn die Jugendlichen kommen, haben wir erstmal ein bisschen Zeit ins Gespräch zu kommen und zu fragen, wie es ihnen geht, wie es in der Schule war und wie ihr Alltag läuft und so weiter. Danach haben wir eine Zeit, in der wir gemeinsam spielen, entweder Basketball, Tischtennis oder Fußball, einfach um ein bisschen locker zu werden und uns aufzuwärmen. Wenn wir mit dem Aufwärmen fertig sind, dann fangen wir richtig an mit dem Sport. Am meisten machen wir Boxen, also Boxen kombiniert mit Fitness und es gibt immer einen bestimmten Aspekt im Training, den ich herausarbeite. Die Jugendlichen sind zum Beispiel frustriert und auch sauer auf irgendwas, weil sie die ganze Zeit Zu Hause bleiben müssen und nur online Unterricht haben. Beim Boxen zeige ich ihnen, wie sie diese Frustration rauslassen können. Ich möchte ihnen zeigen, wie sie mit dieser Aggression umgehen können. Im Boxen nennt man es Sparring, wenn man eins gegen eins kämpft. Die andere Person versucht natürlich einem weh zu tun und wenn du zum Beispiel einen Schlag abbekommst – wie reagierst du dann darauf? Ich möchte den Jugendlichen beibringen, dass sie dann nicht wütend auf die Person losgehen und sie verprügeln, sondern lernen zu kassieren und ruhig zu bleiben. Im Leben wird man immer mal kassieren, aber man kann trotzdem nicht auf alle, Lehrer:innen, Familie oder Mitschüler:innen losgehen und alle verprügeln. Dadurch lernt man damit umzugehen, auch mal etwas einzustecken und das will ich den Jugendlichen mitgeben. In jedem Training sprechen wir über etwas wichtiges, entweder über Respekt oder Strategien, mit denen man mit seinen Aggressionen oder seinem Frust umgehen kann – beziehungsweise darüber, wie die Jugendlichen momentan damit umgehen. Ich nehme jedes Mal einen Aspekt, den ich hervorhebe und frage nach dem Training nochmal, wie es für die Jugendlichen war, wie sie diesen Aspekt wahrgenommen haben, ob sich etwas in ihrem Denken verändert hat und wie sie das finden. Am Ende des Trainings haben wir dann noch eine Zeit, in der wir gemeinsam essen. Das Training an sich dauert also immer ca. 2 Stunden und bis wir dann gegessen haben, dauert es meistens 3 Stunden oder manchmal auch 4 Stunden.
Was motiviert dich das Projekt durchzuführen?
Ich bin leidenschaftlicher Sportler, Fitnesstrainer und Boxer und Sport ist für mich ein Mittel, das viele Jugendliche verbindet. Viele wollen Sport machen, egal ob Fußball, Boxen oder Fitness und ich habe einfach bemerkt, dass ich das nutzen kann um Beziehungen zu den Jugendlichen aufzubauen. Bevor Jugendliche etwas von einem lernen wollen, muss man zuerst eine Beziehung zu ihnen haben, sonst kann man ihnen nichts beibringen und nichts sagen. Genau das ist das Problem, das die Schulen haben. Die Lehrer:innen haben keine Beziehung zu den Jugendlichen und wenn sie etwas erzählen, hören die Jugendlichen ihnen nicht zu.
Was ist für dich die größte Herausforderung bei dem Projekt?
Große Herausforderungen gibt es an sich nicht. Die einzige Herausforderung sind die Stundenpläne der Jugendlichen. Manche haben relativ lange Schule und wenn ich einen Termin festlege, muss ich immer ein bisschen Pingpong spielen, sodass möglichst viele Zeit haben. Wenn nur zwei Jugendliche kommen, muss ich das Training auch mal in so einer kleinen Gruppe durchführen. Die Challenge ist also eine feste Zeit zu finden, zu der alle können. Das ist ein bisschen schwierig.
Wie viele Jugendliche sind normalerweise bei einem Training dabei?
Durchschnittlich sind es immer ca. vier Jugendliche und ich, dann sind wir also zu fünft. Das Ziel ist es, immer so fünf Leute zu haben, die regelmäßig am Training teilnehmen.
Was war bisher dein schönstes Erlebnis bei “Sport im Park”?
Ich glaube es ist einfach diese Begeisterung, die von den Jugendlichen kommt. Wenn sie mir schreiben, auch wenn ich mal ein Training absage und ihnen Bescheid gebe, dass diesmal leider kein Sport im Park stattfinden kann. Wenn sie mir dann von sich aus schreiben und fragen, wann wieder Sport im Park ist und einfach Interesse zeigen, dann ist das ein sehr schönes Erlebnis für mich, weil es mir zeigt, dass das Projekt den Jugendlichen auch etwas bringt.
Was ist deine Vision für “Sport im Park”?
Meine Vision ist es, mit der Gruppe, mit der ich Sport mache, zusammen etwas aufzubauen, mit ihnen zu wachsen und mit ihnen weiter zu gehen. Wir haben zum Beispiel letztes Mal an einem Fußballturnier teilgenommen. Mein Ziel ist es, egal ob es Fußball ist oder Boxen, dass wir auch an Wettbewerben teilnehmen und dass sich die Gruppe wirklich gegenseitig aufbaut, sich gestärkt fühlt und gemeinsam etwas erreicht. Genau das ist meine Vision, dass wir nicht nur dort zusammen Sport machen sondern, dass wir auch als Gruppe etwas zusammen erreichen.
Vielen Dank Giresse, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast und dafür, dass du so eine wertvolle Arbeit mit den Jugendlichen leistest! Außerdem möchten wir uns auch ganz herzlich bei den Fördergebern des Projektes “outreach GmbH” und “Bezirksfonds Integration 2021 – integrative “Projekte mit jungen Geflüchteten”” bedanken, die dieses Projekt erst möglich machen!
Eine gute Woche ist nun vergangen, seit dem ich meine neue Heimat Berlin betreten habe. Jetzt habe ich sechs Monate Zeit diese bunte und lebendige Stadt kennenzulernen :D. Ich heiße Naema, bin 22 Jahre alt und darf mein Praxissemester hier bei Visioneers absolvieren. Normalerweise verbringe ich die meiste Zeit in der kleinen Studentenstadt namens Marburg, wo ich Soziale Arbeit und Praktische Theologie studiere. Auf der Suche nach einer Praxisstelle bin ich plötzlich auf Visioneers gestoßen und war direkt begeistert. Mich fasziniert der Gedanke Menschen aus den unterschiedlichsten Backgrounds und Herkunftsländern miteinander zu vernetzen. Das konnte ich auf jeden Fall schon in meinen ersten Arbeitstagen erfahren, welche ich mit dem Visioneersteam, den Weltwärtsfreiwilligen, Costa-Ricaner:innen und Jugendlichen afghanischer Herkunft verbracht habe. Gemeinsam waren wir auf einem Seminar in Gussow, um als Workshop- und Seminarleiter:innen ausgebildet zu werden. Ich habe die Gemeinschaft sehr genossen und den Visioneers-Vibe, welcher sich in einer super aufgelockerten Atmosphäre zeigt, live miterlebt.
Ich freue mich schon sehr auf die gemeinsame Zeit im Team und mit den Leuten vor Ort. Ich wünsche mir, dass meine Leidenschaft für Jugendliche und benachteiligte Menschen hier voll zum Einsatz kommt und ich meinen Herzschlag immer weiter entdecke. Hoffentlich kann ich den Verein mit meiner Zeit und Kraft unterstützen und die ganzen neuen Praxiserfahrungen als Motivationsschub mit in die zweite Hälfte meines Studiums nehmen.
Es geht also jetzt richtig los und ich freue mich direkt Teil eines neuen Projekts zu sein. Bei dem Programm „Fair Play- Boxen schafft Gemeinschaft“ werde ich mit Giresse (dem Streetworker bei Visioneers) ein Boxangebot für geflüchtete Jugendliche anbieten. Wir dürfen Boxtraining und Workshops durchführen, die den Jungs die Möglichkeit geben, angestaute Frustrationen in einem sportlichen Ausgleich zu entladen. Außerdem darf ich im Projekt „Lernbrücken“ Kinder mit schulischem Förderbedarf begleiten und fördern. Ansonsten verbringe ich auch Zeit im Büro, um das Team bei bürokratischen Aufgaben zu unterstützen.
Ich bin gespannt auf die Zeit und freue mich schon drauf alles kennenzulernen 😀
Lernfortschritte, neue Freundschaften und jede Menge Spaß – unsere Berliner Sommerferienschule war ein voller Erfolg. Am Montag, den 12. Juli, ging es endlich los, nachdem wir einige Wochen viel Energie in die Vorbereitung gesteckt hatten. Für die nächsten zwei Wochen sah unser Tagesablauf nun also so aus: Morgens um 9 Uhr traf sich das Team für die letzten Absprachen, das Ausdrucken der Arbeitsblätter und die Organisation des Mittagessens. Anschließend startete um 10 Uhr der Deutschunterricht, indem von Grammatik über themenspezifische Aufgaben bis zu handfesten Debatten alles dabei war. Aufgeteilt in eine Anfänger und eine Fortgeschrittenen Gruppe haben wir uns für diesen Teil des Tages einmal in unserem Büro in der Belziger Straße und im nahegelegenen Cafe Connections getroffen. So konnte der Unterricht auf die Corona-Regelungen sowie auf die unterschiedlichen Deutschniveaus gut angepasst werden. Zur Mittagspause um 13 Uhr kamen dann beide Gruppen im Heinrich-Lassen-Park zusammen und ließen sich Sandwiches, selbstgemachten Couscoussalat oder auch mal Linsensuppe schmecken. Nach einer auspowernden Runde Fußball oder Tischtennis ging es dann zu unseren Freizeitaktivitäten am Nachmittag. Auch hier haben wir auf ein vielfältiges Angebot von sportlichen, kreativen und informativen Angeboten gesetzt. Worauf hättet ihr am meisten Lust gehabt: Beachvolleyball, Bouldern, ein Besuch im Technikmuseum, Kurzfilme drehen oder auch einen entspannten Tag am See? Wir haben auf jeden Fall jeden Nachmittag zusammen genossen 🙂
Wie bereichernd die Sommerferienschule für alle Beteiligten war, ist uns bei der Nachbesprechung noch einmal besonders deutlich geworden. Wir durften erleben, wie toll die Jugendlichen zusammengewachsen sind und sich gegenseitig motiviert und geholfen haben. Bei vielen Jugendlichen konnte man klar erkennen, wie sie immer mehr über sich hinausgewachsen sind und sich im Deutschunterricht stetig mehr zugetraut haben. Seien es neue Vokabeln, ein besseres Verständnis der Grammatik oder tiefere Einblicke in relevante Themen, alle Teilnehmenden haben etwas aus dem Deutschunterricht der Sommerferienschule mitgenommen. Aber auch über den Unterricht in getrennten Gruppen hinaus sind neue Freundschaften entstanden, die hoffentlich auch weiterhin bestehen werden.
Nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für uns Teammitglieder war die Ferienschule eine sehr wertvolle Erfahrung. Gerade was Flexibilität und Spontanität angeht, konnten wir unsere Fähigkeiten ausbauen. Immer wieder mussten wir unsere Pläne aufgrund des Wetters oder der Wünsche der Teilnehmenden anpassen. Insgesamt haben wir also viel über die Planung und Durchführung sozialer Projekte dazugelernt. Des Weiteren konnten wir auch gute Beziehungen zu den Jugendlichen knüpfen und werden hoffentlich den Einen oder Anderen ganz bald wiedersehen und bei der nächsten Ferienschule wieder begrüßen dürfen.
2020 – in dem Jahr, in dem die Covid-19-Pandemie uns in Schach hielt, verbrachten viele Jugendliche durch Einschränkungen im Alltag und fehlende Freizeitmöglichkeiten viel Zeit zu Hause vor Laptop und Smartphone. Die Unsicherheit, die die ungewisse Lage der Pandemie mit sich bringt, bietet Futter für Verschwörungstheoretiker. Auch religiöser Fundamentalismus spielt dabei mit der Angst und dem Kontrollverlust gerade junger Menschen in instabilen Lebenslagen. Dabei fängt Radikalisierung ganz langsam an, mit der Identifizierung mit einfachen Botschaften, die über Filterblasen verbreitet werden und dem Gefühl, sich zugehörig und besonders zu fühlen zu einer “wissenden” Gruppe, die die “Welt verstanden hat”. 2020 wurde Visioneers e. V. im zweiten Jahr in Folge gefördert durch die Landesstelle für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung. Letztes Jahr legten wir den Fokus darauf, den Jugendlichen in diesen ungewissenen Zeiten einen Raum zu bieten, um sich ihren jeweiligen Glauben und die Botschaften, mit denen sie von Außen konfrontiert werden, reflektieren zu können.
Im Rahmen des Projektes “Dein Gott? Mein Gott? Ein Gott?” konnten Jugendliche in 21 Workshops, lernen, was die unterschiedlichen Weltreligionen Christentum, Jugendtum und Islam ausmacht, wie sich ihre eigene Religion von den anderen unterscheidet und welche Gemeinsamkeiten es gibt. Dazu wurden beispielsweise Bibeltexte verglichen mit Ausschnitten aus Tora und Koran.
Zielgruppe waren Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte, die die Willkommensklasse der Sophie-Scholl-Schule in Berlin Schöneberg sowie das Übergangswohnheim Marienfelder Allee Wohnheim oder unseren Jugendtreff besuchten. Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte, die noch nicht lange in Deutschland sind, wissen häufig wenig über Religionsfreiheit in Deutschland und darüber, welche Rolle andere Religionen spielen. Vor allem das Judentum in seiner Beziehung zu Israel ist ein Thema, das viel Aufklärungsarbeit bedarf, insbesondere zur wissenschaftlich fundierten geschichtlich-politischen Aufarbeitung des Israel-Palästinakonflikts. Nur wer reflektieren kann, wie die eigenen Werte zustande kommen, was von Familie, Umfeld und Gesellschaft übernommen wurde, der kann sich eine eigene Meinung bilden und diese tolerant gegenüber anderen vertreten.
Jugendleiter Giresse Dako erzählt von seinen Erfahrungen in den Workshops:
„Viele Jugendliche, die mitunter mit Vorurteilen und Stereotypen in den Workshop gegangen sind, beispielsweise die Negierung des Holocaust, haben diese abgelegt. Es geht nicht darum, die jeweilige Religion in Frage zu stellen, wir wollen vielmehr erreichen, dass die Jugendlichen besser verstehen, warum sie bestimmte Sichtweisen haben, was da die historischen Hintergründe sein könnten und ein Verständnis für andere Religionen bekommen. Viele sind in ihren Peergroups und Familien eingebunden, da gibt es gar nicht den Raum, um bestimmte Dinge überhaupt offen zu diskutieren. Warum genau esse ich als Moslem kein Schweinefleisch? Ihr Wissenstand vorher und nach dem Workshop ist ein ganz anderer, oft wird sogar von guten und respektvollen Gesprächen mit den Eltern zu Hause berichtet.“
Visioneers e. V. setzt sich in Berlin mit diskriminierungssensiblen Jugendprojekten dafür ein, dass unsere Gesellschaft bunter und toleranter wird. Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Wir freuen uns jederzeit über Spenden.
Unsere Kontodaten:
VISIONEERS e. V.
Evangelische Bank
IBAN: DE68520604100005029686
Wird in Deutschland ein Delikt mit nicht schwerwiegendem Ausmaß begangen, wird bei Erwachsenen häufig eine Geldstrafe verhängt. Bei Jugendlichen und Heranwachsenden wird dagegen gemäß Jugendgerichtsgesetz eine Auflage zur Ableistung von Freizeitarbeiten bei gemeinnützigen Organisationen erteilt.
Jugendleiter Giresse Dako gibt Einsicht, wie ein Engagement in diesem Rahmen bei VISIONEERS e.V. umgesetzt werden kann:
Wie läuft die Vermittlung in Projektarbeit ab?
Erhalten wir eine Anfrage eines Jugendlichen, findet zuerst einmal ein persönliches Vorgespräch bei uns statt. Stellen wir dann fest, dass bei dem -oder derjenigen ein Bereitschaft da ist, die jeweilige Situation zu reflektieren, findet ein zweites Gespräch statt: Die Anzahl der Stunden, das Tätigkeitsfeld sowie die nötige sozialpädagogische Begleitung während des Einsatzes werden dann eng mit dem betreuenden Sozialarbeiter*in bzw. Betreuer*in aus der Jugendhilfe oder auch den Eltern abgestimmt.
Welche Arbeit kann anfallen?
Alles, wo bei uns im Verein gerade helfende Hände nötig sind. Zum Beispiel planen wir schon seit längerer Zeit in dem Keller der Vereinsräume einen Sportraum einzurichten. Dafür stand bei uns gerade die Aufgabe an, den Keller auszumisten und erste Einrichtungsmaßnahmen vorzunehmen. Hier hat uns kürzlich ein Jugendlicher, der seine Stunden zum Freizeitabreiten ableisten musste, geholfen. Er trat an uns heran über das lokale Bezirksamt, Jugendhilfe im Strafverfahren.
Welche Haltung ist für dich im Umgang mit den Jugendlichen wichtig?
Wichtig ist mir, zu vermitteln, dass hier keine Strafe im ursprünglichen Sinne abgeleistet wird, sondern eine Arbeit an einer sinnvollen Aufgabe. Das weckt auch viel mehr Motivation und Bereitschaft zur Reflektion als mit dem erhobenen Finger und disziplinarisch an den Jugendlichen heranzutreten. Ich sehe den jungen Menschen als jemanden, der Schwierigkeiten hat und Hilfe braucht. Natürlich versuchen wir auch in gemeinsamen Gesprächen, zu reflektieren, was Verantwortung bedeutet, was Disziplin und Respekt. Ich erörter mit den Jugendlichen, was ihre Definition ist von Respekt und führe ihnen dann vor Augen, was die Grundformen von Respekt in unserer Gesellschaft sind und für den einzelnen bedeuten. Oft müssen Umgangsformen und der Rahmen erstmal definiert werden, da oft wenig Grenzen gesetzt wurden. Schön ist es dann am Ende des Einsatzes zu sehen, wenn ein Denkprozess angestoßen wurde.
Die Betreuung der Jugendlichen in der Ableistung der Freizeitarbeiten ist kostenfrei und wird aktuell nur durch allgemeine Spenden finanziert.
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Jeder weiß, wie wichtig es heutzutage ist, ein berufliches Netzwerk aufzubauen. Noch wichtiger ist das für junge Menschen mit Fluchthintergrund: Sprachbarrieren, bürokratische Hürden im Zusammenhang mit dem Bewerbungsprozess, strukturelle Diskriminierungen, Belastungen, die sich durch die Fluchtgeschichte ergeben und ein anderer Ausbildungsprozess im Heimatland als in Deutschland können den Einstieg ins Berufsleben erschweren. Ein Berufsalltag mit festen Strukturen und Kontakt zu deutschen Muttersprachler*innen ist gerade für diese jungen Menschen wichtig. So kann sich ein Gefühl des „angekommen seins“ entwickeln, das über die formelle „Bleibeperspektive“ in Form der Arbeitserlaubnis hinausgeht.
Um die Jugendlichen, die wir aus unserer Projektarbeit mit der Willkommensklasse der Sophie-Scholl-Schule und dem IB-Wohnheim Marienfelde kennen, und die mehrheitlich die 9. bis 12. Klasse besuchen, zu unterstützen, haben wir letztes Jahr im April das Projekt Corporate Volunteering Days ins Leben gerufen, gefördert von der Pfefferwerk Stiftung und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
Corporate Volunteering, Coaching und Corona
Geplant waren, neben Bewerbungstrainings, Einzelberatung und der Unterstützung von Jugendlichen durch Mentor*innen aus unserem Netzwerk zu Berliner Unternehmen, auch Workshopformate in Gruppen, Berufsorientierungstage mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Technik oder Naturwissenschaft und Kooperationen mit Senioreneinrichtungen; ja und dann kam Corona.
Im März wurde schnell deutlich: Die Herausforderung der nächsten Monate wird sein, vertrauensvolle Beziehungen im digitalen Raum aufzubauen. Unser Jugendtreff war vom 16. März bis Mitte Mai 2020 geschlossen und die meisten Mitarbeiter*innen von unseren Partnerunternehmen waren in Kurzarbeit oder arbeiteten ohne Kinderbetreuung im Home Office.
Bei der Beschäftigung mit der Frage, wie wir auf digitalem Wege Kontakt zu Jugendlichen und Mitarbeiter*innen aufbauen können, nutzten wir auch vermehrt die Plattform fürs Freiwilligenmanagement vostel. Hierüber boten wir Mitarbeiter*innen von Unternehmen die Möglichkeit, sich über socialdays an einem Tag an der Seite unserer Jugendlichen zu engagieren und die Arbeit mit strukturell benachteiligten und jungen Menschen mit Fluchthintergrund kennenzulernen. So wurde beispielsweise zalando auf uns aufmerksam. Auch konnten wir einen Unternehmensberater von Roland Berger als Mentor gewinnen und den Fotograf eines Unternehmens, der unsere Berliner Ferienschule im Rahmen eines Probono-Engagements begleitete.
Nachhilfe, Homeschooling und Weiterbildungsangebote
Nach einer kurzen Umstellungsphase haben wir die Beratungstermine dann per Zoom oder einzeln bei uns im Jugendtreff durchgeführt. Hier wurde für Bewerbungen geübt, bei der Wohnungssuche geholfen und Anträge zusammen ausgefüllt.
Bei der Kooperation mit IB ging es vornehmlich um die Gestaltung das Freizeitprogramms und Homeschooling für die durch IB betreuten geflüchteten Kinder und Jugendliche in Berlin. Gegenwärtig betreut der IB circa 700 Menschen aus mehr als 10 Ländern im Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber*innen in der Marienfelder Allee (Tempelhof-Schöneberg). Etwa die Hälfte davon sind Kinder bis 18 Jahre. VISIONEERS e.V. hat ihnen 2020 kontinuierlich die Möglichkeit gegeben an den verschiedensten on- und offline-Aktivitäten wie Deutschunterricht, Nachhilfe, Berliner Ferienschulen, Sportaktivitäten und verschiedenen Workshops teilzunehmen.
Die Beziehungsarbeit hat Corona insofern beeinflusst, als dass Gruppentreffen natürlich nur noch in einem kleineren Rahmen stattfinden konnten. Neben One-on-One Treffen war unser Jugendleiter Giresse Dako dieses Jahr auch besonders bemüht, Jugendliche untereinander zu verknüpfen.
„Oft ermutige ich beispielsweise die Jugendlichen dazu, die selbstbewusst sind und generell gefestigt sind in ihrem Leben, Verantwortung für diejenigen zu übernehmen, die es schwerer haben. Zum Beispiel, indem sie denjenigen, die noch nicht so ein gutes Deutschlevel haben, Nachhilfe geben. Oft ergeben sich dann auf diesem Weg auch Freundschaften.“
Hilfe zur Selbsthilfe
Bundesfreiwillige Anna berichtet von den Beratungsgesprächen bei uns im Jugendtreff: Viele Jugendliche haben bereits gute Deutschkenntnisse, aber besitzen dennoch Hemmungen, mit Behörden zu kommunizieren. Da ist es dann einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass da jemand mit einem im Raum sitzt, der bestätigt, dass man den Brief vom Jobcenter richtig verstanden hat und der einspringen kann, falls man den Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung nicht gut verstehen kann. Wir ermutigen die Jugendlichen, auch selbst Anrufe zu tätigen und Schreiben aufzusetzen. Unsere Rolle ist hier eher zu unterstützen, statt Dinge abzunehmen. So habe ich gestern noch die Rückmeldung von Maha, einer 19 jährigen Irakerin, bekommen, dass sie sich erfolgreich an einer Berufsfachschule für Sozialassistenz beworben hat.
Corporate Volunteering Tag
Am Ende des Jahres konnten wir dann doch wieder eine Gruppenaktivität durchführen. Beim Corporate Volunteering Tag halfen Mitarbeiter*innen der Daimler AG fünf teilnehmenden Jugendlichen dabei, Bewerbungsgespräche zu üben. Die Teilnehmenden sind bestärkt und mit einem hohen Kompetenzzuwachs nach Hause gegangen.
2021 mit neuem Elan
2021 wollen wir also noch mehr daran arbeiten, unsere Jugendlichen mit unserem Netzwerk von Berliner Unternehmen zu verknüpfen, Ausbildungs- und Praktikaplätze zu vermitteln und neue Partner aus der Arbeitswelt dazuzugewinnen.
Wir gehen zuversichtlich in die Zukunft und hoffen, dass wir mit gelockerten Maßnahmen dank der Impfung im Jahr 2021 wieder in größeren Gruppen arbeiten können, sind aber generell auch bei weiteren Restriktionen gut aufgestellt.
Bild: Die Von Visioneers veranstalteten Angebote in der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete „Georg-Kriedte-Haus“ am Kirchhainer Damm in Marienfelde werden von den Kindern und Jugendlichen vor Ort dankbar angenommen.Yaqoob (7, l.) aus dem Irak ist erst seit einem Monat in Deutschland und bereitet sich derzeit mit Visioneers auf seinen A1 Kurs vor. Omar (15, m.) aus Syrien besucht derzeit die Willkommensklasse einer Gesamtschule in Marienfelde und nimmt fleißig jeden Tag an den Angeboten von Visioneers teil.
Homeoffice, Digitale Sprechstunden, Online Seminare – Für viele ist während der andauernden COVID-19 Pandemie der Umgang mit digitalen Angeboten unverzichtbar geworden. Während bundesweit versucht wurde, soweit wie möglich Präsenzunterricht in den Schulen zu ermöglichen, sind die Schulen nun seit 16.12. wieder bis mindestens 10.01. 2021 geschlossen. Besonders betroffen sind dabei auch Schüler*innen in den Wohneinrichtungen für Geflüchtete, wie z.B. dem Übergangswohnheim „Georg-Kriedte Haus“ am Kirchhainer Damm in Marienfelde, mit dem wir seit diesem Monat erstmals gemeinsam an dem Projekt „Medienkompetenz und Sprachförderung im spielerischen Kontext“ zusammenarbeiten.
Die dort wohnenden Schüler*innen, von denen ein Großteil die Willkommensklassen der umliegenden Schulen besuchen, sind nun besonders von den Schulschließungen betroffen: Von ihnen wird nun erwartet, dass sie sich den Unterrichtsstoff selbst erarbeiten und das obwohl einige noch nicht einmal einen Laptop besitzen, um auf die Online-Aufgaben zugreifen zu können.
Darüber hinaus besuchen die Schüler*innen vor Ort, aufgrund des akuten Lehrkräftemangels, oft ein und dieselbe Willkommensklasse, trotz teils extrem unterschiedlicher Sprachniveaus. Dies führt zu einem großen Bedarf an individueller Unterstützung benachteiligter Schüler*innen. Da es in der Unterkunft, nicht zuletzt durch die aktuelle Pandemiesituation, akut an entsprechenden Fachkräften mangelt, ist die Unterkunft auf die Hilfe von Vereinen wie Visioneers angewiesen. So waren wir diese Woche jeden Tag mindestens 2h vor Ort und haben die Schüler*innen beim Lernen unterstützt. Im Vordergrund unserer Tätigkeiten standen dabei einerseits die Unterstützung bei den Hausaufgaben, andererseits aber auch die Vorbereitung auf den Onlineunterricht und die Einrichtung der erforderlichen E-Mailkontos, Browsereinstellungen, usw.
Finanziert durch das Jugendamt Berlin haben wir zudem 9 Chromebooks an die Einrichtung gespendet, die in Zukunft für Schulzwecke an die Jugendlichen vor Ort verliehen werden dürfen.
Um die Jugendlichen für die Chancen und Gefahren des Internets zu sensibilisieren werden wir nächste Woche zwei Workshops durchführen, bei denen wir mit den Jugendlichen über Falschmeldungen im Internet und das Erkennen von vertrauenswürdigen Quellen reden wollen.
Während des von uns organisierten Nachhilfeangebots kamen bisher täglich junge und ältere Anwohner*innen auf uns zu, mit der Bitte auch an unseren Angeboten teilnehmen zu können. Auf Grund der Hygienevorschriften dürfen wir aber nur maximal 5 Teilnehmende pro Angebot zulassen. So hoffen wir, die Angebote, besonders im Hinblick auf den großen Bedarf vor Ort, auch im nächsten Jahr fortführen zu können.
An dieser Stelle konntet ihr bereits lesen, wie wir im Projekt „Corona-Nothilfe – Hoffnung weitergeben in Krisenzeiten“ gefördert durch die Aktion Mensch, Familien in Berliner Brennpunktbezirken durch das Verteilen von Carepaketen und durch Lebensmittelspenden für das Café Neustart, das von Alabaster Jar e. V. betrieben wird, Sexworker*innen und Obdachlose in der Corona-Krise unterstützt haben.
Präsenz im Café Neustart
In den vergangenen Monaten haben wir aktiv daran gearbeitet, die Kooperation mit Alabaster Jar e.V. auszubauen. Eine Mitarbeiterin von uns geht – soweit es die Corona Kontaktbeschränkungen zulässt – ins Café Neustart, um den Verein bei seiner Arbeit mit Sexworker*innen zu unterstützen und von Visioneers zuvor gekaufte Lebensmittel zu verteilen. Das Café ist immer donnerstags zwischen 15.30 Uhr – 17.30 Uhr geöffnet und wird neben Alabaster Jar e.V. auch von anderen Organisationen unterhalten. In diesem Zeitraum besuchen an die 20 Frauen den Ort an der Kurfürstenstraße. Es wird Suppe ausgeschenkt und auch Kleiderspenden und Hygieneartikel verteilt. Winterjacke, Schals und Mützen werden gerade jetzt zu Beginn der kälteren Tage gerne angenommen.
Aufgrund der Abstandsregeln musste der Cafébetrieb auf eine Theke verlagert werden. Für viele ist der Treffpunkt am Donnerstag zu einem Wochenritual geworden, wo sich die Frauen austauschen können. Hygieneartikel, Müsliriegel, kleine Chipstüten, Dosensuppen, Milch, Kakao, Deos etc. wurden an Frauen verteilt.
Über das Hilfetelefon bei Alabsaster Jar e.V. ist der Kontakt zu einer Frau aus Brasilien entstanden, die unsere Bundesfreiwillige in einem regelmäßigen Austausch beim Deutschlernen unterstützten wird. Auch zukünftig wollen wir Frauen, die über Alabaster Jar e.V. auf unser Angebot aufmerksam werden, bei Bedarf beim Sprachenlernen, bei Behördengängen etc. unterstützen.
Carepakete in Berlin Kreuzberg und Neukölln
An zweiten Samstag im Dezember haben 6 unserer Mitarbeiter*innen Carepakete in Berlin Kreuzberg und Neukölln an Menschen, die die wirtschaftlichen Einbußen der Corona Pandemie besonders hart zu spüren bekommen, verteilt.
Enthalten waren Lebensmittel, Hygieneartikel und Masken. Zuerst stellte sich das Team an das Kottbusser Tor. Giresse Dako, Jugendleiter bei Visioneers e.V. berichtet: Wir wollten uns auf keinen Fall mit der Hilfe aufdrängen, wir haben einfach nett gefragt und erklärt, warum wir die Pakete verteilen und dies wurde auch gut aufgenommen von den Menschen. Oft sieht man jemandem auch nicht an, ob dieser/diese Bedarf hat. Schön waren die Momente, wo man die Freude in den Gesichtern der Menschen sehen konnte. Man kennt die Geschichten der Menschen nicht, man weiß nicht, was diese bereits erlebt haben, wie oft es ihnen passiert, dass einfach jemand ohne eine Gegenleistung zu verlangen, etwas gibt.
Im Anschluss waren wir dann noch an der Karl-Marx-Straße in Neukölln, um die restlichen Pakete zu verteilen. Schön waren auch die Gespräche, die sich auf diesem Weg ergeben haben. Wir wollten die Menschen daran erinnern, dass sie wertvoll sind, egal in welcher Situation sie gerade stecken. Denn es kann eh jeden treffen und jeder kann sich in der Situation wiederfinden, wo er auf Unterstützung angewiesen ist.
Auch diese Herbstferien haben wir bei Visioneers unsere Türen wieder für alle weit aufgemacht, die Lust auf spielerische Sprachvermittlung und abwechslungsreiche Ausflüge haben. Fernab von trockenen Grammatik- und Rechtschreibübungen haben unsere Teilnehmer*innen zwischen dem 12. – 23. Oktober die Chance Neues zu entdecken und dabei auch das Deutsch lernen nicht zu vernachlässigen. Wichtig war uns auch die Gesundheit der Schüler*innen, die wir durch das Einhalten von den Hygieneregeln schützen.
Zwischen Lernspielen und Lasertag
Den Teilnehmenden wurde bei der ersten Woche unserer Ferienschule ein buntes Programm aus Lerneinheiten am Vormittag und Ausflügen am Nachmittag geboten. Durch die Aufteilung der Schüler*innen in zwei Gruppen, konnten nicht durch die Hygienemaßnahmen effektiver eingehalten, sondern auch der Unterricht dem individuellen Sprachniveau angepasst werden. Trotz Maske und Abstand konnten wir ein schönes Miteinander und eine vertraute Atmosphäre schaffen. Jeden Nachmittag hatten wir dann Zeit für gemeinsame Ausflüge.
Nachdem die Gruppen am Vormittag durch Lernspiele die Möglichkeit hatten ihren Wortschatz zu erweitern und voneinander zu lernen, ging es nach einem gemeinsamen Mittagessen auf verschiedene Ausflüge. Am ersten Tag waren unsere Minigolf- und Lasertagtalente gefragt. Dienstag haben wir es uns bei schlechtem Wetter mit Popcorn im Kinosaal gemütlich gemacht. Beim nächsten Ausflug konnten wir unserer Energie freien Lauf lassen und uns beim Boxtrainig so richtig auspowern. Nachdem wir am nächsten Tag beim Deutschunterricht schon über unsere Lieblingsmusikgenres geredet haben, konnten die Teilnehmenden nachmittags beim Ausflug zum Rockhaus Berlin selbst aktiv werden und zu den Instrumenten greifen. Um Berlin mal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen, sind wir am Ende der Woche in eine Miniaturausstellung gegangen.
Die erste Woche unserer Ferienschule hat viel Platz für neue Erfahrungen und Spaß geboten, daher freuen wir uns umso mehr auf die zweite gemeinsame Woche mit unseren Teilnehmenden und dem ganzen Team.
Visioneers Nachhilfelehrer*innen berichten von ihrem Schulalltag an der Carl-Sonnenschein Grundschule.
Vor drei Monaten haben wir über den Auftakt unseres Einsatzes an der Carl-Sonnenschein-Grundschule in Marienfelde im Rahmen des LernBrücken Programms berichtet. Das von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung initiierte Programm zielt darauf ab, Schüler*innen, die aufgrund der Zeit der Schulschließungen während der Coronapandemie Lernlücken haben und jetzt auch im regulären Unterricht Schwierigkeiten haben, dem Lernstoff in ihren Klassen zu folgen. Häufig sind dies Jungen und Mädchen aus sozial benachteiligten Familien, die zum Beispiel wenig Möglichkeiten haben in einer ruhigen Lernatmosphäre zu Hause zu lernen, deren Eltern nicht ausreichend Deutsch sprechen, oder die viele Geschwisterkinder haben, was dazu geführt hat, dass sich manche Eltern vom Homeschooling überfordert fühlten.
Ursprünglich für 12 Wochen geplant, wurde die Kooperation von Visioneers mit der Carl-Sonnenschein-Grundschule in Marienfelde bis Oktober 2020 verlängert. Aktuell sind eine Handvoll Nachhilfelehrer*innen an der Schule im Einsatz.
Mittelweile wird hier wieder geregelter Unterricht durchgeführt – unter Einhaltung der Coronamaßnahmen natürlich.
Die Lehrer haben sich an die Präsenz eines unterstützenden Lehrers gewöhnt. Vor jeder Klasse sprechen wir uns mit dem jeweiligen Fachlehrer ab, der uns sagt, welche Schüler heute Unterstützung benötigen, welche Herausforderungen der Schüler hat und welche Übungen sinnvoll wären. In Kleingruppen von 1-3 Schüler*innen wird dann im lichtdurchfluteten Artrium des Schulgebäudes, das während des Unterrichts schön leer und ruhig ist, zusammen Mathe/Deutsch oder auch Englisch gelernt. Arbeitsmaterial sind die regulären Schulbücher und Arbeitshefte. In den sogenannten Pool-Stunden, die mit Schüler*innen der 2 Klasse durchgeführt werden, liegt der Fokus auf Leseübungen und der Verbesserung des Textverständnisses.
Zum Abschluss und nach einem langen Schultag in der Zeit von 14.00 – 15.30 gibt es dann noch einmal die Möglichkeit für alle Schüler*innen mit unserer Betreuung ihre Hausaufgaben zu machen.
Nachhilfelehrerin Lisa schildert ihre Eindrücke von der Arbeit mit den Schüler*innen:
„Für mich war es in den ersten Stunden ein Lernprozess, die Inhalte beispielsweise in Mathe, altersgerecht zu erklären und nachzuvollziehen, an welchem Punkt die einzelnen Schüler gerade stehen. Wir arbeiten meisten mit den gleichen Schüler*innen zusammen, was wirklich schön ist, da man schon sowas wie eine Beziehung aufbaut und mit der Zeit auch rausfindet, wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen. Das Lernen mit einzelnen Schülern klappt besonders gut, da dann ein Schüler/eine Schülerin die volle Aufmerksamkeit bekommt, in Kleingruppen besteht die Herausforderung darin, dass sich die Schüler nicht gegenseitig ablenken. In solchen Momenten lass ich den Gruppenstärksten denen, die es noch nicht verstanden haben, die Herangehensweise an die Aufgabe erklären. Denn der Schultag ist lang, manchmal steht und fällt die Konzentration. Schön sind die Momente, wenn ein Schüler nach einer schwierigen Aufgabe sagt „Ja, jetzt hab ich’s verstanden.“ und motiviert weitermacht. Außerdem haben wir eine andere unterstützende Rolle als die Klassen/bzw. Fachlehrer, was dazu führt, dass wir auch mal mit den Kindern über ihren Schulalltag reden können, mit viel Humor ans Lernen rangehen und uns Vertrauen entgegengebracht wird. Ich empfinde es als sehr bereichernd, Anekdoten aus dem Schulalltag mitzubekommen, weil sich vieles auch so verändert hat im Vergleich an meine Schulzeit und doch so gleichgeblieben ist. Ein Programm wie Lernbrücken gab es damals noch nicht, weder Englischunterricht ab Klasse 1., auch kein Computerunterricht – Pausenbrote in der Tupperdose, Sticker und Sammelkarten tauschen und das Lieblingsfach Kunst aller Kinder sind geblieben.
#LernBrücken #DeutscheKinder-und Jugendstiftung