Boden bereiten für Jugendarbeit!

Die Corona-Pandemie hat junge Menschen in besonderem Maße getroffen. Durch weggefallene Freizeitangebote, kleinere Teilnehmendenzahlen bei Projekten und enge Wohnverhältnisse, vor allem im Falle junger Menschen mit Fluchtgeschichte, ist die Nachfrage nach sicheren Rückzugsorten sichtlich größer geworden.

Bei der Jugendorganisation VISIONEERS treffen sich regelmäßig Jugendliche. Die Organisation hat 2021 neue Räumlichkeiten angemietet, um die Förderung von Jugendlichen weiter auszubauen. Die gemietete Gewerbefläche von 109 m2 am Bahnhof Südkreuz bietet perfekte Voraussetzungen für neue Projekte: Jugendtreff und Begegnungsstätte entstehen hier. In unseren vorherigen Räumlichkeiten war es nicht mehr möglich, alle Jugendlichen zu beherbergen. Die neuen Räumlichkeiten befanden sich bei Anmietung allerdings noch im Rohbau. Aufgrund von Spenden und Eigenmitteln war es uns zunächst möglich, die neuen Räumlichkeiten auszubauen. Für die nächsten Renovierungsschritte fehlten uns nun jedoch weitere Mittel. Vor allem die Verlegung des Fußbodens war dabei eine große finanzielle Hürde.

Die Berliner Jugendjury

Im Juni 2022 nahmen unsere Jugendlichen Elisabeth und Chadrack dann an der Jugendjury des Berliner Demokratiefonds teil.
Bei der Berliner Jugendjury geht es darum, dass Jugendliche die Möglichkeit erhalten, ihre Projekte konkret umzusetzen. Sie bewerben sich mit ihren Vorschlägen und entscheiden selbst, welche Projekte mit wie viel Geld und Expertenhilfe unterstützt werden sollen. Jede Jugendgruppe mit mehr als drei Personen, die einen Projektvorschlag einreicht, ist Teil der Berliner Jugendjury und bestimmt gleichberechtigt bei der Geldvergabe mit. Jedes Projekt soll dabei mit mindestens eine:r Teilnehmer:in in der Jury vertreten sein. Projekte, die keine Vertreter:innen in die Berliner Jugendjury delegieren, können bei der Vergabe der Fördermittel nicht berücksichtigt werden.
Bei der Jurysitzung treffen sich dann alle Jugendliche, die Projektvorschläge eingereicht haben, und entscheiden gemeinsam über die Vergabe der Fördergelder.

(Mehr Infos hier: https://stark-gemacht.de/foerderung/berliner-jugendjury/)

Dabei erhielten wir für den Ausbau der neuen Jugendräume, genauer gesagt für die Fertigstellung des Bodens, Fördergelder in Höhe von 2.493,00€! WOW!
Dank der Förderung der Berliner Jugendjury von knapp 2.500,00€ konnten wir unser Projekt „Boden bereiten für Jugendarbeit!“ in die Tat umsetzen und damit unserem Ziel, der Fertigstellung der Räume, ein Stück näherkommen.
Wir sind euch sehr dankbar und finden euren Einsatz super!
Vielen Dank an @stark_gemacht für diese Möglichkeit!

„Fit für die Schule“ – mehr als Deutschunterricht

„Fit für die Schule“ ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, welches jungen Geflüchteten die Möglichkeit bietet, die Zeit des Wartens auf einen Schulplatz sinnvoll zu nutzen. Es geht darum, die Jugendlichen mit Spiel und Spaß auf die Schule, in Form von niederschwelligem Deutschunterricht, vorzubereiten. Die Motivation der Teilnehmenden ist sehr hoch. Die Jugendlichen sind daran interessiert, erste Grundbausteine der deutschen Sprache zu lernen. Durch das Programm wird zunächst der schulische Druck des Lernens rausgenommen, da die Jugendlichen bei uns die Chance dazu haben, angepasst an ihrem Tempo, zu lernen.

 

Ein Jahresrückblick auf das Projekt „Stark trotz Corona“

Auch in diesem Jahr bieten wir eine Hausaufgabenhilfe in der Carl-Sonnenschein- Grundschule an. Wir versuchen den Kindern dabei zu helfen, die durch Corona entstandenen Lücken wieder zu schließen.  Es werden also fleißig Hausaufgaben mit uns erledigt. Es wird gerechnet, gelesen und geschrieben. Aber der Spaß darf dabei auch nicht fehlen. An Fasching haben wir eine kleine Faschingsfeier für die Kinder dieses Projektes organisiert. Die Kinder konnten lustige Masken bemalen, Stopptanz spielen oder einen Schaumkusswettbewerb bestreiten.

Ein besonderer Moment für mich war im März das Singen für den Frieden in der Ukraine. Dort haben sich alle Klassen der Carl-Sonnenschein- Grundschule auf dem Schulhof versammelt und haben Lieder wie „Hevenu shalom alechem“ und „Wir ziehen in den Frieden“ gemeinsam gesungen. Manche Kinder haben auch ihre Gedanken und Wünsche zu dem Krieg geteilt.

Das Projekt „Stark trotz Corona“ beinhaltet nicht nur die Hausaufgabenhilfe, sondern auch die individuelle Unterstützung einzelner Schüler:innen im Unterricht. Das heißt, ich bin auch vormittags in verschiedenen Klassen und unterstütze dort die Lehrer im Unterricht und kann so individuell Schüler:innen bei besonderen Problemen helfen. Diese Hilfe zielt vor allem auf Schüler:innen, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben.

Bisher war es ein tolles Jahr an der Carl-Sonnenschein-Grundschule. Ich konnte vielen Kindern bei den Hausaufgaben und im Unterricht helfen.

Integrative Mobile Jugend-Lern-Hilfe

Seit Januar 2022 arbeite ich nachmittags für fünf Tage in der Woche in der „Integrativen Mobilen Jugend-Lern-Hilfe“ in der Gemeinschaftsunterkunft am Kirchhainerdamm. Ich selbst lebe inzwischen seit zwei Jahren in der Unterkunft. Ziel des Projekts ist es, geflüchtete Kinder beim Lernen zu unterstützen und die in der Zeit von Corona entstandenen Lernrückstände zu verringern. Durch die zusätzliche Gestaltung von Freizeitangeboten, an denen alle Schüler:innen teilnehmen können, sollen die Kinder auch sozial und emotional begleitet werden.

Meine Aufgaben
An den Schultagen bin ich meistens damit beschäftigt, den Kindern bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Wir haben inzwischen einen sehr schönen Raum dafür. Er ist mit ausgemalten Bildern und Lernpostern bunt geschmückt. Es gibt stressigere Tage, an denen beispielsweise elf Kinder zwischen sieben und 18 Jahren, Hilfe beanspruchen. Sie alle haben ein anderes Sprachniveau und gehen in unterschiedliche Klassen, was eine individuelle Betreuung notwendig macht. Somit lernen manche der Schüler:innen die deutschen Buchstaben zu schreiben, während andere bereits eine Präsentation vorbereiten müssen. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es mir aber auch mitzubekommen, in welchen Bereichen (Rechnen, Lesen oder Schreiben) ein Kind Defizite hat. An ruhigeren Tagen nehme ich mir dann die Zeit, mit einzelnen Schüler:innen zu üben, am besten geht das spielerisch oder mit kleinem Ansporn. Zurzeit sammeln die Kinder beispielsweise Punkte beim Lesen. Jeder liest auf seinem Niveau. Wer viele Punkte sammelt, bekommt am Ende eine Überraschung. Ein bisschen Motivation tut manchmal Wunder! Außerdem dürfen die, die mit ihrer Arbeit fertig sind, auch eine Runde spielen oder Malen.

Meine Arbeit zahlt sich aus
Manchmal geht es bei uns recht lustig zu. Zum Beispiel waren alle mal ganz hibbelig, also entschied ich, dass wir einfach einige Minuten tanzen sollten. Einmal ist auch ein Karton im Zimmer herumgelaufen. Zwei schelmische Augen schauten aus dem Loch im Griff heraus. An manchen Tagen haben wir auch etwas zu feiern: nach langem Üben flutscht endlich das Lesen, der Test, für den wir gelernt haben, wird mit Erfolg bestanden oder jemand geht von der Willkommensklasse in die Regelklasse. In den Ferien ist Spaß das höchste Gebot, denn Spaß verbindet und legt die Basis für eine gute Zusammenarbeit. So haben wir im letzten Jahr zusammen Pizza gebacken und Sirup hergestellt. Wir haben Eier gefilzt und Holz mit Brandmalerei geschmückt. Wir haben zusammen gefrühstückt, haben eine Waldwanderung mit einer Schatzsuche gemacht, den Britzer Garten erkundigt und uns gegenseitig in Wasserschlachten total nass gemacht.

Ich habe unsere Fachkraft für Lernbegleitung Christina getroffen. Im Rahmen des Projektes „Integrative Mobile Jugend-Lern-Hilfe. Jetzt“, bietet Christina mehrmals in der Woche Nachhilfe für Schulkinder in der Gemeinschaftsunterkunft am Kirchhainer Damm an. Ich habe ihr zu diesem Projekt verschiedene Fragen gestellt – die Antworten könnt ihr hier nachlesen:

Kannst du mir erzählen, was deine Aufgaben in der Gemeinschaftsunterkunft am Kirchhainer Damm sind?

Im Moment habe ich keinen definierten Arbeitsbereich, weil sich die Gemeinschaftsunterkunft in einem Umbruch befindet. Grundsätzlich leiste ich Unterstützung beim Lernen und bei den Hausaufgaben. In der Unterkunft leben viele Familien, deshalb sind dort auch viele Kinder. Manche Kinder sind bereits in der Schule, manche besuchen eine Willkommensklasse und andere gehen noch nicht zur Schule. Ich erledige mit den Kindern unterschiedliche Hausaufgaben. In den Ferien biete ich auch kreative Freizeitangebote an.

Wie läuft ein “klassischer” Nachmittag in der Unterkunft ab, wenn du da bist?

Um 14 Uhr komme ich in der Unterkunft an. Man kann nicht wirklich von einem „klassischen“ Nachmittag sprechen, weil jeder Tag anders ist. An jedem Tag sind verschiedene Hausaufgaben zu erledigen und die Zahl der anwesenden Kinder variiert auch. Wenn noch Zeit ist, spiele ich mit den Kindern. Die Spiele helfen den Kindern Deutsch zu lernen und das Ausmalen von Bildern kann ihre Feinmotorik verbessern. Ich bin täglich bis 17 Uhr vor Ort.

Wie viele Kinder und Jugendliche kommen normalerweise an einem Nachmittag zu dir?

Das ist wirklich jeden Tag unterschiedlich. Wenn ich Freizeitangebote anbiete, kommen so ungefähr 17 Kinder und wenn ich mit ihnen Hausaufgaben mache, sind es manchmal drei, aber manchmal auch acht Kinder, die Hilfe brauchen.

Was motiviert dich in dem Projekt mitzuarbeiten?

Ich bin der Meinung, dass es sich lohnt, in die Kinder meine Zeit zu investieren. Ich habe selber als Kind in vielen verschiedenen Ländern gelebt und daher weiß ich, wie schwer es für die Kinder sein muss, in einem neuen Land mit fremder Sprache und fremder Kultur zurechtzukommen. Ich sehe jeden Tag wie mutig sie sind. Ich bin froh, dass ich sie beim Ankommen in einem neuen Land unterstützen kann und finde, dass es echt tolle Kinder sind!

Welche Herausforderungen gibt es?

Die Herausforderung ist, dass man nie Vorausplanen kann, wer da ist. Manchmal ist es schwer, ihnen bei ihren Problemen zu helfen, weil diese sehr verschieden sind. Die Kinder haben teilweise große Wissenslücken und ich frage mich, wie ich ihnen eine „normale“ Jugend ermöglichen kann oder ihnen zumindest dabei helfen kann, diese zu bekommen. Es ist schwer für mich zu hören, dass die Kinder in der Schule keine Freunde finden.

Fällt dir spontan ein besonders schönes Erlebnis ein, welches du in diesem Projekt hattest?

Ja – mein schönstes Erlebnis bisher fand in der Weihnachtszeit statt. Wir haben in der Unterkunft zusammen Kekse gebacken. Zuhause habe ich eine große Menge an Teig vorbereitet. Die Kinder waren so motiviert und haben sich sehr gefreut. Wir haben es geschafft, den ganzen Teig zu verarbeiten und die Kinder haben die ganze Zeit mitgemacht. Jedes Kind hat eine Tüte mit Keksen für deren Familie bekommen. Das war wirklich ein toller und einprägsamer Tag.

Es ist jedes Mal schön, wenn ich die Kinder in ihren Stärken erlebe, zum Beispiel, wenn sie anderen Kindern helfen und eigene Verantwortung übernehmen.

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Vielen Dank Christina, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast und dass du eine so tolle und wertvolle Arbeit für die Kinder und Jugendlichen leistest!

Ebenfalls bedanken wir uns bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die dieses Projekt ermöglichen!

Unterstützung und Workshops in der Willkommensklasse

Kinder und Jugendliche, die nach Deutschland kommen und kein bzw. wenig Deutsch sprechen, werden in der Schule meistens nicht direkt in Regelklassen zugeteilt, sondern sollen in Willkommensklassen auf den Übergang in eine normale Schulklasse vorbereitet werden. Dabei steht natürlich die Vermittlung der deutschen Sprache im Vordergrund, wichtig sind aber auch Grundkenntnisse in anderen Fächern wie z. B. Mathematik.

Ich selbst helfe im Rahmen meines Bundesfreiwilligendienstes regelmäßig, sofern die Schulen geöffnet haben, in einer Willkommensklasse an der Sophie-Scholl-Schule und unterstütze dort die Lehrerin Frau Schneidereit bei ihrem Unterricht. Die Schulnachhilfe wird in Kooperation mit dem Projekt Corporate Volunteering durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und die Stiftung Pfefferwerk gefördert. Da Frontalunterricht aufgrund der unterschiedlichen Sprach- und Lernniveaus kaum möglich ist, bekommen die Schüler*innen individuelle Aufgaben. Dabei helfe ich den Schüler*innen und erkläre ihnen im Einzelunterricht z.B. deutsche Grammatikregeln oder das kleine Einmaleins.

Meiner Erfahrung nach sind die Jugendlichen sehr konzentriert und motiviert beim Lernen und haben großes Interesse, ihre Deutsch- und Mathekenntnisse zu verbessern. Manche sind in ihrem Heimatland nur sehr wenig zur Schule gegangen und brauchen große Unterstützung beim Erlernen mathematischer Grundlagen wie Multiplikation und Division, Wissen, das in den Regelklassen vorausgesetzt wird. „Manche müssen erst einmal das Lernen lernen.“, hat mir die Lehrerin der Klasse erklärt. Auch das Schreiben ist nicht so einfach, viele Schüler*innen kommen aus Ländern mit arabischer Schrift und müssen als erstes die Buchstaben des deutschen Alphabets üben.

Erst letztens, kurz vor den Weihnachtsferien, kam ein neuer arabischsprachiger Schüler in die Klasse, der nur sehr wenig Deutsch verstand, sodass andere auch arabischsprachige Mitschüler*innen übersetzten mussten. Er war bisher nur wenig zur Schule gegangen und konnte nicht arabisch schreiben. Gleichzeitig sind andere Jugendliche schon 2 Jahre in der Willkommensklasse und möchten bald ihren A2 Deutsch Test bestehen. Auch der Altersunterschied (12-16) ist groß und somit haben die Jugendlichen ganz unterschiedliche Entwicklungsstände.

Dabei ist es gar nicht von einer einzelnen Lehrer*in zu leisten, die Schüler*innen individuell zu fördern. Frau Schneidereit ist seit Ende 2016 an der Schule und hat dort auch recht schnell die Willkommensklasse übernommen. Im Ausland hatte sie schon Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und dies auch studiert. In der Schule bekommt sie oft Unterstützung von Schulhelfer*innen bei ihrem Unterricht.

Damit aber auch manchmal gemeinsamer Unterricht stattfinden kann, schaut die Klasse öfters die Logo Kindernachrichten zusammen und spricht danach darüber. Das tut der Gemeinschaft gut. Und es sei schön zu sehen, wie sich manche entwickelten, erzählte mir Frau Schneidereit. „Ein Junge konnte am Anfang kein Deutsch und jetzt ist er der Beste in der Klasse.“

Seit Juni 2020 hat Giresse Dako, der Jugendleiter von Visioneers, regelmäßig Workshops in der Willkommensklasse zu verschiedenen wichtigen Themen veranstaltet, die nicht im Unterricht behandelt werden. Er sprach mit den Schüler*innen in mehreren Workshops über Rassismus und Diskriminierung und wie man damit umgeht sowie über Sicherheit in digitalen Medien und Falschnachrichten. Außerdem war Religion ein Thema, es wurde über das Judentum, Christentum und den Islam und ihre Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede gesprochen. Durch die Vermittlung von Wissen über andere Religionen und das Aufzeigen von Gemeinsamkeiten wurden Vorurteile abgebaut und ein Beitrag zur Prävention von Radikalisierung und Antisemitismus geleistet.

Die Beteiligung an den Workshops und die Rückmeldungen der Jugendlichen haben deutlich gezeigt, dass sie viel Neues lernen konnten und auch Spaß an den Workshops hatten. Manche Jugendlichen sind über diese Workshops auch auf andere Angebote von Visioneers aufmerksam geworden und haben z.B. an Angeboten unseres Jugendtreffs oder an den Ferienschulen teilgenommen. Gefördert waren die Workshops durch die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung.

Während der aktuellen Schulschließungen versucht die Lehrerin, über WhatsApp und Zoom Kontakt zu ihren Schüler*innen zu halten, auch hier macht sie Einzelstunden mit ihnen, um den Jugendlichen angemessene Aufgaben geben zu können. Jede Woche gibt es eine Zoom-Stunde, die mit allen zusammen abgehalten wird, damit sich alle gegenseitig über ihre Lernstrategien zuhause und wie es ihnen sonst so geht austauschen können. Auch ich versuche während der Homeschooling Zeit die Schüler*innen weiterhin zu unterstützen.

Ich hoffe, dass die Schulen bald wieder öffnen können und ich wieder jeden Dienstag meine Unterstützung vor Ort einbringen kann. Denn natürlich merkt man auch hier, wie die Einschränkungen den Lernprozess behindern.

Wir würden uns sehr über Ihre Unterstützung für weitere Projekte auch in diesem Jahr freuen! Überweisen Sie gerne auf unser allgemeines Spendenkonto:

Tja, so schnell geht es rum, das Praxissemester. Ich will euch mitnehmen in meine Erfahrungen als Praktikantin hier bei Visioneers und lasse euch Einblick in meinen Arbeitsalltag nehmen.

Mein Start hätte nicht besser sein können. Am ersten Arbeitstag ging es direkt mit auf ein dreitägiges Seminar (Train the Trainer) nach Gussow. Eine super Gelegenheit das Team und die Jugendlichen, die den Verein mitprägen, kennenzulernen. Durch Lagerfeuerabende, Volleyball, Workshopeinheiten und Spiele wurde der Zusammenhalt im Team und zu den Jugendlichen echt gestärkt. Außerdem gab mir das Seminar einen super Werkzeugkasten für Workshops an die Hand, die ich später selbst durchführen durfte.

(Workshop: „Respekt“ im Boxprojekt)

Mir wurde von Anfang an viel Vertrauen und Verantwortung entgegengebracht. So durfte ich gemeinsam mit Giresse einen Plan für das neues Projekt bei Visioneers erstellen: „Fair Play-Boxen schafft Gemeinschaft“. Schon cool mal so mitzuerleben, wie man ein Projekt als Team plant und dann durchführt. Im Dezember war es soweit, dass ich Workshops zu den Themen: „Umgang mit Konflikten und Streit“ und „Respekt“ anbieten durfte. Es hat mir echt Spaß gemacht mit einer Horde motivierter Jugendlicher über diese Themen nachzudenken.

(Lernbrücken)

Mit etwas weniger Motivation war ich in einem anderen Projekt, den Lernbrücken, konfrontiert. Aber ich meine, wer hat schon Lust auf Hausaufgaben?! Alina und ich haben unser Bestes gegeben den 15-20 Kids der Carl-Sonnenschein Grundschule die Relevanz der Hausaufgaben zu vermitteln :D. Es ging darum jeden Nachmittag Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Lernen zu unterstützen. Da ging es schon auch mal drunter und drüber. Rückblickend muss ich aber sagen, dass es mir so viel Spaß gemacht hat und ich echt viel lernen konnte. Ich durfte Schaltstelle zwischen Kindern, Eltern, Lehrer:innen und Schulleitung sein und mich voll ausprobieren. Dazu gehört auch Fehler zu machen, sich manchmal zu ärgern und weiterzumachen. Und die Kinder sind mir echt ans Herz gewachsen.

In den Herbstferien konnte ich die Herbstschule planen und durchführen und mal reinschnuppern wie es so ist vor einer Klasse zu stehen. Ich bin aber doch froh mich nicht für das Grundschullehramt, sondern für die Soziale Arbeit entschieden zu haben, so habe ich viel mehr Möglichkeiten individuell auf die besonders problembeladenen Kinder einzugehen. Ich wurde auf jeden Fall in meiner Berufswahl bestätigt!

Was ich sonst so mitgenommen habe?

Uff! So einiges! Ich hätte nie gedacht, dass mich die Arbeit im Büro mit Excel oder Word besonders erfüllen könnte. Aber tatsächlich habe ich sie schätzen gelernt. Und kann mich endlich einwandfrei an Shortcuts und PowerPoint bedienen. Ich habe gelernt Grafiken zu erstellen und Instaposts zu verfassen. Außerdem finde ich, dass Skills wie „Kaffeemaschine entkalken“ oder „Abrechnungslisten erstellen“ auch nicht unterschätzt werden sollten 😉

(Mittagspäuschen mit dem Team)

Ich durfte in einem tollen Team arbeiten und habe mich jede Woche auf unsere Teammeetings oder gemeinsame Mittagspausen gefreut. Außerdem konnte ich dank unserer Costa Ricanischer Mitarbeiter mal wieder meine Spanisch Kenntnisse auf Vordermann bringen!

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass ich mich freue mit welcher Leidenschaft Visioneers das Ziel verfolgt marginalisierten Kindern und Jugendlichen einen Raum zur Entfaltung zu schaffen und ihnen dadurch eine Chance gibt, in ihrem Selbstwert zu wachsen.

Vielen Dank!

Auch wenn Weihnachten immer näher rückt, wird an der Carl- Sonnenschein- Grundschule weiter fleißig gelernt.

Wir unterstützen Kinder der 1. bis 6. Klasse bei den Hausaufgaben, denn durch Corona sind viele Lücken entstanden, die wir wir gemeinsam mit den Kindern schließen wollen. Es wird fleißig gerechnet, geschrieben und gelesen.

(Naema und Alina vor der Carl-Sonnenschein Grundschule)

Das Foyer und die Klassenzimmer sind wunderschön weihnachtlich geschmückt!

In diesem schönen Ambiente fällt es den Schüler:innen auch leichter, gemeinsam mit uns ihre Hausaufgaben zu erledigen. Am Nikolaustag haben wir uns ausgetauscht, wer was in seinem Stiefel stecken hatte.

In den letzten beiden Wochen vor Weihnachten hatten die Schüler:innen weniger Hausaufgaben zu erledigen, aber sie kamen trotzdem, um von uns Aufgaben und Mandalas zu erhalten.

So haben wir weihnachtliche Arbeitsblätter vorbereitet, die mit Spaß und Freude erledigt wurden.

Am Dienstag, den 21.12.2021 trafen wir uns dann zu einer kleinen Weihnachtsfeier. Mit weihnachtlicher Musik und Plätzchen konnte es losgehen.

Wir haben ein Spiel gespielt, bei dem die Schüler:innen in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Jede Gruppe konnte sich einen Namen überlegen. Gruppe Nummer 1 hieß: „Weihnachtsgang“ und Gruppe Nummer 2 hieß: „Superstars“. Die Gruppen mussten in verschiedenen Kategorien Fragen beantworten. Je schwieriger die Frage war, desto mehr Punkte gab es. Das Spiel hat allen sehr viel Spaß gemacht.

Zum Abschluss gab es eine kleine Überraschung. Ich habe einen Tannenbaum mit einem Schoko-Riegel und einem kleinen Weihnachtsgruß für alle gebastelt.

Damit wurden die Schüler:innen in die Weihnachtsferien entlassen und wir freuen uns schon jetzt auf das Wiedersehen im neuen Jahr. Danke an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie für die Ermöglichung dieses Projekts!

“Psychische Belastungen, fehlender alltäglicher Austausch mit Gleichaltrigen und Zukunftsängste prägten die Corona-Zeit für junge Menschen.” – so lautet das traurige Résumé der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) in ihrem neuen Positionspapier. Auch unsere Arbeit war im zweiten Corona-Jahr erneut von Einschränkungen und Corona-Regeln betroffen und auch wir konnten unseren Jugendlichen vor allem in der ersten Jahreshälfte nicht die volle Bandbreite an Betreuungsmöglichkeiten bieten, die wir gerne hätten.

Als “Unzeit für die Jugend” tituliert die Studie die letzten 1.5 Jahre und fordert mehr Einbeziehung der Situation von Kindern und Jugendlichen. Trotz kreativer Anpassung vieler Organisationen, der Verlagerung von Angeboten nach draußen oder mehr Online-Angebote, mussten Teilnehmer:innenzahlen begrenzt werden und nicht jede:r Jugendliche:r konnte seinen Bedürfnissen entsprechend betreut werden.

Auch wir sehen, dass Kinder- und Jugendliche im Allgemeinen sowie Kinder- und Jugendarbeit im Speziellen in Pandemie-Langzeitplänen der Politik weiterhin nicht ausreichend beachtet werden und wünschen uns für 2022 weitreichende Förderung sowie politische Beachtung der Wichtigkeit.

Unsere Kinder sind die Zukunft und nur wenn wir ihnen eine solche bieten, kann es weitergehen.

2021 war somit ein schwieriges Jahr, aber auch ein Jahr wunderbarer Projekte, vieler toller Erlebnisse, ein Jahr des Zusammenhalts. VISIONEERS blickt zurück auf 2021 mit gemischten Gefühlen, aber auch dieses Jahr sind wir dankbar wie vielen Kindern und Jugendlichen wir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten.

Jugendarbeit mit Maske und im Freien – kreativ zusammenkommen und nicht alleine bleiben.

Kommuniziere wie eine Giraffe und nicht wie ein Wolf!

Wir ihr bestimmt schon wisst, führen wir bis Ende 2023 Dank einer Förderung von Aktion Mensch e.V. und der Kreuzberger Kinderstiftung ein Boxprojekt namens „Fair Play – Boxen schafft Gemeinschaft“ durch. Falls ihr mehr zu dem Projekt wissen wollt, scrollt doch mal runter, da findet ihr einen eigenen Blogbeitrag dazu. Ein Teil des Projekts sind die „Sozialkompetenz-Trainings“ in denen es darum geht, Alternativen zu Gewalt kennenzulernen. Und am 10. Dezember war es soweit: Unser erster Sozialkompetenz-Workshop zum Thema: „Umgang mit Konflikten und Streit“ fand in unseren neuen Räumen am Sachsendamm statt! Teilgenommen haben 9 Jugendliche, die teilweise auch schon bei den Boxtrainings von Giresse mit dabei waren.

Begonnen haben wir mit einer kleinen Kennenlernrunde, bei der jede:r Einzelne sich mit seinen Fähigkeiten und Interessen vorstellen durfte. Außerdem wurde die Stimmung durch kleine Spiele als Ice-Breaker aufgelockert. Dann ging es direkt rein ins Thema: Wir haben uns mit unseren eigenen Erfahrungen in Bezug auf Konflikte und Streit auseinandergesetzt und Erfahrungen ausgetauscht. Es war interessant zu beobachten, wie sich die Jugendlichen mehr und mehr öffneten. In einer vertrauten Atmosphäre gab es Raum für positive Erlebnisse in Konfliktsituationen, aber auch für Erfahrungen, auf die man nicht unbedingt stolz ist. Dann wurden es konkreter. Mit einem kleinen Rollenspiel wurde eine Konfliktsituation dargestellt und gemeinsam überlegt, wie man nun darauf reagieren könnte.

Orientiert haben wir uns dabei an dem Konzept der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg. Anhand von zwei Tieren lassen sich die unterschiedlichen Kommunikationsarten gut veranschaulichen.

Der Wolf: Sieht der Wolf eine Gefahr und hat Angst, so geht er immer auf Angriff. Er vertuscht seine wahren Gefühle und sieht das Problem in der anderen Person. Genau das gilt auch für die Wolf-Sprache, die geprägt ist von Angst, Beleidigungen, Fehlern, Angriff und „Du-Botschaften“. Anders ist es bei der Giraffe. Sie ist das Landlebewesen mit dem größten Herzen und dem längsten Hals für den besten Überblick und sie lebt in Frieden mit den anderen Tieren. Eine Giraffen-Sprache achtet auf das eigene Herz, kommuniziert die eigenen Gefühle und Bedürfnisse, respektiert das Gegenüber und formuliert „Ich-Botschaften“, sowie konkrete Bitten.

Jetzt fehlte nur noch, das Gelernte in der Realität umzusetzen. Mit vielen kleinen Beispielen konnte sich die Theorie auch in unserer Alltagspraxis manifestieren. Abgeschlossen haben wir mit einem kleinen Quiz, welches per Handyteilnahme auf der Plattform von Kahoot durchgeführt wurde. Danach gab es ein gemeinsames Abendessen.

Wir waren wirklich begeistert von der Motivation und Anteilnahme der Teilnehmenden, von denen alle in einer anonymen Umfrage angegeben haben, dass sie auch an einem nächsten Workshop teilnehmen wollen. Ich glaube, dass die Jugendlichen angespornt wurden, in aufgeladenen Situationen Ruhe zu bewahren und sich die Giraffe als Vorbild für starke Kommunikation zu nehmen. Wir freuen uns jetzt schon unglaublich auf den nächsten Workshop, dann vermutlich zum Thema: Respekt. Wir halten euch auf dem Laufenden!