Der Berliner Sommer ist da und wir sind schon etwa drei Monate wieder in Deutschland.

In letzter Zeit hatten wir diverse Aufgaben, um irgendwie 8 Stunden am Tag zu arbeiten. Wir haben Onlinenachhilfe gegeben, Masken genäht und Geschwister beim Onlineunterricht unterstützt.

Doch seit zwei Wochen haben wir mal wieder einen Grund das Haus zu verlassen, richtige Arbeit und einen geregelten Alltag. Wir arbeiten an der Carl-Sonnenschein-Grundschule in Mariendorf. Das Projekt „LernBrücken“ ist eine 12-wöchige Kooperation zwischen Visioneers und der Schule. Das Ziel dieser ist es, Kinder mit Migrationshintergrund oder vielen Geschwistern der Jahrgänge 1-6 zu unterstützen. Denn vor allem diese sind in den letzten Wochen ohne richtigen Unterricht mit den Onlineaufgaben oder Wochenplänen nicht hinterher gekommen.

Unsere Aufgaben bei der Lernbrücken

Wir erledigen mit den Kindern also alte Aufgaben, korrigieren die bearbeiteten Seiten und fangen im besten Fall auch schon mit aktuellen Wochenplänen an. Auf Grund der aktuellen Situation haben die Kinder normalerweise nur jeden zweiten Tag Unterricht. An dem jeweils anderen Tag kommen sie dann zu uns. Dabei entsteht an jedem Tag eine neue bunte Mischung aus allen Klassenstufen, Ethnien und Lernniveaus. Manche brauchen super viel Unterstützung, weil deren Eltern Analphabeten sind und sie somit Zuhause nur ganz schwer Hilfe bekommen können oder weil sie selber erst noch Deutsch lernen und deshalb die Aufgaben nicht verstehen und es ihnen an Vokabular fehlt. Die einen bearbeiten die Aufgaben in Ruhe für sich, die anderen sind unmotiviert und machen Lärm. Weitere arbeiten nur, wenn man die ganze Zeit daneben sitzt und die Nächsten sind zwar leise aber machen auch kaum was. Somit ist es jeden Morgen erneut eine Herausforderung die Gruppen so einzuteilen, dass eine möglichst positive Lernatmosphäre entsteht. Meistens teilen wir uns dann in zwei bis drei Gruppen ein, wobei eine Gruppe etwa zwischen 3 und 6 Personen groß ist. Wenn man es dann geschafft hat, dass alle arbeiten, muss man allerdings umso mehr korrigieren, also hat man immer etwas zu tun und ist deshalb, obwohl die Gruppen so verhältnismäßig klein sind, doch immer wieder nach 5 Stunden Arbeit wirklich geschafft.

Spaß mit den Kindern

Was aber tatsächlich schön zu sehen ist, ist, dass es Jungs und Mädels gibt, die sich wirklich auf uns freuen. Sowohl von Eltern als auch von Lehrern oder Erziehern wurden wir schon mehrmals angesprochen, dass sie teilweise richtig Spaß an den LernBrücken haben. Wie wir das geschafft haben? Wir haben da so einige Asse im Ärmel. Nicht nur motivieren wir die Schüler mit ausreichend Süßigkeiten, Visioneers hat uns auch Tablets zur Verfügung gestellt, die die Kinder, wenn sie ordentlich gearbeitet haben, benutzen dürfen. Aber nicht nur die Kinder, auch wir haben Freude an dem Projekt. Die 1. – 5. Klässler schaffen es immer wieder, einen zum Lachen zu bringen oder uns mit irgendwelchen absurden Geschichten über deren Verwandte zu verwundern.

Man kann also sagen, dass wir auch hier in Deutschland weiterhin Spaß und Begeisterung an der Arbeit finden, obwohl sich unser Freiwilligendienst definitiv anders entwickelt hat als erwartet.

#LernBrücken #DeutscheKinder-und Jugendstiftung

Diese Woche ging es in den Endspurt unserer Ferienschule. Weil am Ostermontag Feiertag war, fand der Unterricht nur an 4 Tagen statt, die allerdings mit vielen lehrreichen und spaßigen Aktivitäten gefüllt waren.

Jeden Vormittag fand wieder Deutschunterricht in Gruppen- oder Einzelsitzungen statt. Mit Rechtschreib- und Grammatikübungen, sowie auch Hilfe bei den Schulaufgaben, wurden die Teilnehmenden gefordert, um ihr Deutsch zu verbessern. Aber auch in anderen Fächern, wie Mathe oder Englisch, konnten wir bei Bedarf mit Nachhilfe unterstützen.

Abwechslungsreiches Programm

Die Nachmittagsaktivitäten gestalteten sich täglich unterschiedlich. Am Dienstag standen Geschichtenerzählen und eine Vorleserunde auf dem Plan. Die Jugendlichen wurden ermutigt, eigene Geschichten zu erfinden und diese mit der Gruppe zu teilen. Anschließend wurden leicht verständliche Geschichten vorgelesen und gemeinsam besprochen. Durch den Austausch untereinander und mit den Lehrenden wurden die Aussprache und die Fähigkeit, Texte zu lesen und zu verstehen, gefördert und weiterentwickelt.

Um auch die körperliche Gesundheit der Jugendlichen in diesen Tagen zu erhalten, fand am Mittwoch eine kleine Sportstunde statt. Unser Jugendleiter Giresse, der gleichzeitig Fitnesstrainer ist, bereitete einen Sportkurs vor, in dem alle Teilnehmenden gemeinsam geschwitzt haben und sich eine kurze Auszeit vom vielen Denken nehmen konnten.

Und auch diese Woche wurde wieder gemeinsam in einem Koch-Workshop ein leckeres Essen zubereitet. Mit einem leichten Rezept wurden die Teilnehmenden Donnerstagnachmittag angeleitet, wie man einen einfachen Teig anmischt, um daraus Pizza zu machen. Er wurde mit Tomatensoße, den Lieblingszutaten und viel Käse belegt und im Ofen knusprig gebacken. Die Resultate waren köstlich, fast besser, als beim Italiener.

Am letzten Tag der Ferienschule wurden mit Lernspielen, wie verschiedenen Deutschquiz, bereits erlernte Inhalte auf spaßige Weise wiederholt und gefestigt. Zum gemeinsamen Abschluss wurden in der letzten Stunde Filme und Dokus geschaut, deren Inhalte am Ende miteinander diskutiert wurden. Bevor sich alle ins Wochenende verabschiedeten, wurde mit den Schülerinnen und Schülern eine Auswertung der letzten zwei Wochen vorgenommen, damit wir wissen, was für das nächste Mal verbessert werden kann.

Vielen Dank an Alle!

Ohne die Motivation und Unterstützung der Teilnehmenden, aber vor allem unserer Freiwilligen, wäre die diesjährige Ferienschule sicherlich nicht so ein Erfolg geworden. Durch eine möglichst individuelle Behandlung jeder Teilnehmerin und jedes Teilnehmers konnte so gut wie möglich auf die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche eines Jeden eingegangen werden. Somit konnten wir bei MSA-Vorbereitungen und schulischen Aufgaben helfen, aber auch einfach nur als Austauschpartner in dieser schwierigen Zeit fundieren und hoffen, jeden bestmöglich unterstützt zu haben.

Auch für uns war die Ferienschule eine spannende Erfahrung. Der Umstand, dass alles nur virtuell stattfand und der Umgang mit den begrenzten technischen Möglichkeiten stellte uns vor eine große Herausforderung. Doch durch die Erprobung neuer Methoden und technischer Instrumente, wie Kahoot, Zoom und MS Teams, ein wenig Improvisation und viel Geduld konnte die diesjährige Ferienschule umgesetzt werden.

Vom 06.04. bis zum 10.04 fand der erste Teil der zweiwöchigen Ferienschule statt. Mit 22 Anmeldungen von jungen Menschen, die gern Deutsch lernen möchten, war die erste Woche ein echter Erfolg!

Dank des Improvisationstalents und der ungemeinen Motivation aller Beteiligten konnte ein spannendes Online-Programm mit den Jugendlichen aufgestellt werden, in dem gelernt, gelacht und sogar gemeinsam Sport gemacht wurde…

Und so lief es ab:

Die Ferienschule begann täglich in kleinen Gruppen, die dem Sprachniveau der Teilnehmer und Teilnehmerinnen entsprachen. Mit kleinen Aufwärmspielen und Deutschunterricht starteten alle gut gelaunt in den Tag. Aber auch in Einzelstunden konnte wunderbar auf die verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche der Schüler und Schülerinnen eingegangen werden. Sehr gefragt waren Hilfestellungen bei der Menge an Hausaufgaben, aber auch einfach mal nette Gespräche, bei denen man sich besser kennen lernen konnte und neue soziale Kontakte geknüpft wurden. An den ungewöhnlichen Umstand, nur virtuell zu kommunizieren, haben sich alle schnell gewöhnt und mittlerweile sind alle regelrechte Videochat-Profis.

Nachmittags fanden Freizeitaktivitäten und Lernspiele statt. In gemeinsamen Vorleserunden wurden die Lieblingsgeschichten von Schülern und Schülerinnen sowie der Lehrenden geteilt und besprochen, und damit Aussprache und Leseverständnis der Teilnehmenden gefördert.

Meisterbäcker in der Ferienschule

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Highlight der Woche war das gemeinsame Brot backen. Ausgestattet mit einem einfachen Rezept und einer Kamera haben unsere Freiwilligen Lina und Laura die Jugendlichen angeleitet. Währenddessen wurden neue Wörter, wie die der Zutatenliste, und typische Ausdrucksweisen erklärt, um den Wortschatz der Schülerinnen und Schüler zu erweitern. Es wurden Zutaten gemischt, Teig geknetet und Backformen eingefettet.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen – schade, dass man den leckeren Duft des frisch gebackenen Brots nicht auch durch den Videochat riechen kann!

Zu guter Letzt: Frohe Ostern!

Warum feiert man eigentlich Ostern? Und welche Bedeutung haben Karfreitag und Ostersonntag? Wird Ostern auch in anderen Kulturen gefeiert? In einem kleinen Quiz wurde das Wissen aller Teilnehmenden getestet und erweitert. Sogar die Lehrenden konnten noch etwas dazu lernen. Gemeinsam haben wir erfahren, dass zu Ostern die Auferstehung von Jesus gefeiert wird und dass Ostereier angemalt werden, um an dieses Ereignis zu erinnern. Zum Abschluss dieser spannenden Woche schauten alle zusammen noch einen kleinen Abschiedsfilm zur Thematik und verabschiedeten sich dann in die Feiertage.

Wir sind dankbar für diese spannende und schöne Woche und freuen uns schon sehr auf den zweiten Teil unserer Ferienschule.

Frohe Ostern wünscht das VISIONEERS – Team!

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Bei unserem diesjährigen Fall Jam in den Berliner Herbstferien konnten wir uns vor Anmeldungen kaum retten. Viele Jugendliche aus unserer letzten Ferienschule im Sommer und auch einige neue meldeten sich an, um gemeinsam mit uns unter dem Motto „Überleben im Berliner Großstadtdschungel“ ihr Deutsch zu verbessern und Berlin neu zu entdecken. Am ersten Tag starteten wir mit über 30 Teenagern in die Herbstferienschule.

Die Hintergründe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren so unterschiedlich wie ihre Geschichten. Von Guinea über Russland bis nach Syrien und Afghanistan erstreckten sich die Herkunftsländer unserer Ferienschülerinnen und Ferienschüler. Jeden Tag begannen wir mit zwei Stunden Deutschunterricht, bei dem jede und jeder einzelne individuell auf dem eigenen Deutschlevel herausgefordert und gefördert wurde.

Wir beschäftigten uns mit allem rund um den Großstadtdschungel: Vom Verkehr über Notfallnummern bis zu Straßenbeschilderungen und Einkaufsrealitäten in Deutschland haben wir zwei Wochen lang in alles hineingeschaut, worüber man im Alltag in Berlin Bescheid wissen sollte. Jeden Mittag zauberten unsere Küchenfeen ein tolles Mittagessen, sodass wir frisch gestärkt in unsere Nachmittagssession starten konnten. Wir erkundeten die Stadt und lernten einander besser kennen. Bei Beachvolleyball und Bowling wurden Freundschaften geschlossen, die es vielleicht leichter machen sich in dieser großen, anonymen Stadt zuhause zu fühlen. Bei einer Rallye am Brandenburger Tor und einem Ausflug in die neu eröffnete Miniaturwelt Little Big City Berlin konnten wir die Stadt und ihre Geschichte besser kennenlernen und die Dynamik Berlins besser verstehen. Auch beim gemeinsamen Kochen und Nähen wurde offensichtlich, dass einige Talente in unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern schlummern, die nur darauf warten, entwickelt zu werden.

Alles in Allem waren es zwei schöne, turbulente und erfolgreiche Wochen. Wir freuen uns schon auf die nächste Ferienschule mit euch – ihr wisst, unsere Plätze sind heiß begehrt, also meldet euch sobald wie möglich an!

Safi, 21 Jahre alt, aus Afghanistan hat 2018 eine Ausbildung zum Maler und Lackierer begonnen.

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Safi, wie bist du aufgewachsen?

„Ich bin aus Lolga in Afghanistan und dort mit 3 Geschwistern groß geworden. In Afghanistan war das Leben hart, denn ich musste mit 14 Jahren anfangen, meine Familie zu ernähren. Ich konnte nicht weiter zur Schule gehen, sondern habe in einem Steinbruch Steine geschlagen. Später habe ich auf einem Bauernhof gearbeitet und genäht.“

Wieso bist du weggegangen?

„Ich habe vier Jahre lang in einem Laden gearbeitet und Kleidung genäht. Meine Kunden waren die afghanische Polizei, aber auch die Taliban war oft bei mir im Laden, um mich zu bedrohen und unbezahlt meine Arbeit zu nehmen. Eines Nachts haben sie mich so weit gebracht, dass ich wusste, das ich hier nicht bleiben kann, ohne dass mein Leben gefährdet ist.“

Wie ging es dann weiter?

„Mit der Hilfe meines Vaters bin ich erst in die Türkei geflüchtet. Dort wollte ich als Schneider arbeiten, aber sie haben uns dort behandelt wie Tiere.“

Wie bist du von dort nach Deutschland gekommen?

„Meine Cousine wohnte in Deutschland und als ich ihr erzählt habe, dass wir wie Sklaven in der Türkei arbeiten, sagte sie, dass ich doch auch zu ihr nach Deutschland kommen kann. Und das habe ich dann getan. Aber es war ehrlich gesagt sehr schlimm. Ich bin für 6.000 Dollar, die ich einem Schlepper gezahlt habe, auf einem 9 Meter langen Boot von der Türkei nach Griechenland gefahren. Die Zustände auf diesem Boot waren sehr schlimm: wir waren mindestens 80 Menschen und unser Boot ist mitten auf dem Meer voll Wasser gelaufen. Ich dachte zwischendrin immer wieder, dass ich sterben werde auf diesem Boot – mitten auf dem Meer. Wir haben mit den bloßen Händen und kleinen Gefäßen versucht, das einlaufende Wasser aus dem Boot zu schaffen. Irgendwann haben wir endlich die griechische Küste erreicht. Darüber zu reden fällt mir wirklich schwer, denn es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Von Griechenland aus bin ich die Balkanroute gelaufen und gefahren. Meine Haut war wund und ich wusste oft nachts nicht, wo ich schlafen kann. Irgendwann nach Wochen kam ich in München an. Meine Cousine wohnte in Berlin. Also habe ich mich in einen Zug nach Berlin gesetzt und kam in dieser Stadt an, in der ich heute noch lebe.“

Wie war das Ankommen in Deutschland?

„Das Ankommen war auch richtig schlimm. Ich konnte die Sprache nicht, konnte mich hier nicht zurechtfinden, habe nicht verstanden, wie was funktioniert. Aber die Leute waren meistens nett zu mir. Ich konnte in eine Flüchtlingsunterkunft ziehen und hatte endlich wieder ein Dach über dem Kopf. Aber ich habe Afghanistan und meine Familie total vermisst und das ist auch immer noch so. In meiner Stadt ist Krieg und nichts ist mehr so wie vorher.“

Wie hast du VISIONEERS kennengelernt?

„Das war in meiner ersten Unterkunft in Nikolassee. Eines Tages kam Julia von VISIONEERS und hat uns zu einem Deutschkurs und einem Näh-Workshop eingeladen. Da bin ich hingegangen, das ist jetzt 4 Jahre her.“

Hat das etwas verändert?

„Ja! Ich habe viel besser Deutsch gelernt und habe Hilfe bei VISIONEERS gefunden. Es hat also alles verändert, mein ganzes Leben. Ich habe durch die Angebote bei VISIONEERS meinen Schulabschluss gemacht.“

Du machst jetzt ja eine Ausbildung. Wie hast du die gefunden?

„Ich hatte Hilfe durch meine Mentorin bei VISIONEERS. Sie hat mir geholfen einen Praktikumsplatz zu finden, als Maler und Lackierer, und der Betrieb hat gesehen, dass ich meine Arbeit gut mache und mir eine Ausbildungsstelle angeboten. Jetzt bin ich schon mitten im zweiten Lehrjahr und werde sogar verkürzen dürfen.“

Was gefällt dir an der Ausbildung?

„Ich habe nette Kollegen und habe eine Aufgabe, die ich erledigen darf. Die Arbeit an sich macht mir Spaß und ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Mein Ausbilder hat mir schon jetzt angeboten, mich nach der Ausbildung im Betrieb zu übernehmen. Außerdem lerne ich total viel Neues dazu.“

Was motiviert dich, deine Ausbildung weiter zu machen, auch wenn es mal hart ist?

„Mich motiviert, dass ich auf eigenen Beinen stehen und mein eigenes Geld verdienen möchte. Ich sehe in Berlin so viele Leute, die nur kiffen oder trinken – Leute, die keine Perspektive haben. So einer will ich auf keinen Fall werden – ich will Verantwortung für mein Leben übernehmen und es selbst gestalten.“

Vielen Dank für das Interview, Safi. Wir sind so stolz auf dich!

Wir danken der Postcode Lotterie und der Pfefferwerk Stiftung für das Möglichmachen!

Eins der neusten VISIONEERS Babies ist unsere Ferienschule, in der wir zwei Wochen lang in allen Schulferien, eine deutsche Sprachförderung anbieten, die natürlich mit ordentlich Spaß von Statten geht. Die „Berliner Ferienschule“ ist ein Projekt von der Deutschen Kinder – und Jugendstiftung, das in Zusammenarbeit mit Berliner Vereinen umgesetzt wird.

In diesen Sommerferien haben wir mit insgesamt 24 Teilnehmern aus Syrien, Afghanistan, Irak, Guinea und Mali gestartet. In zwei unterschiedlichen Lerngruppen, haben wir uns jeden Tag der deutschen Sprache gewidmet: eine Gruppe hatte ihren Fokus auf der Alphabetisierung und die zweite hat sich auf die Fortgeschrittenen spezialisiert. Mit viel Spaß und Eifer wurden Buchstaben gelernt und Geschichten geschrieben.

Aber natürlich haben wir uns nicht nur der Schule gewidmet, sondern vor allen Dingen, die Ferien gemeinsam genossen. Jeden Nachmittag gab es eine andere Action – von einer Rallye über Beachvolleyball und Bowling spielen bis hin zu unserem absoluten Summer Jam Highlight: eine Übernachtung im Abenteuerzentrum Grunewald. Das Haus ist am Grunewaldsee in Berlin gelegen und bietet genug Platz für Gemeinschaft und die Seele baumeln zu lassen.

Was uns bei VISIONEERS besonders wichtig ist mit den Jugendlichen, die aus aller Welt bei uns ankommen, ist, dass wir Beziehung bauen, die nachhaltig ist. Beziehung, die nichts fordert, sondern in der man einfach so sein kann, wie man ist. Echte Veränderung geschieht immer im Kontext von Beziehung. Die Ferienschule gibt uns Gelegenheit fernab vom Alltag Zeit mit den Jugendlichen zu verbringen, sie kennenzulernen und zu verstehen, wer sie sind.

Wir freuen uns schon jetzt auf unseren Fall Jam, der – richtig geraten – in den Herbstferien stattfindet wird!

Camp Zeit ist immer eine besondere Zeit bei den VISIONÄREN und deren Freunden – bereits im März waren unsere Plätze ausgebucht. Der Sommer kam dann auch irgendwann nach Berlin und 21 Jugendliche brachen gemeinsam mit einem deutsch-amerikanischen Team auf Richtung Mecklenburg-Vorpommern auf, um das Englisch Camp 2019 zu erobern. Die Busfahrt allein war eine interkulturelle Begegnung der besonderen Art: syrische Folklore meets amerikanischen Hip Hop meets afghanischen Pop. Und natürlich alles auf voller Lautstärke zur gleichen Zeit. Angekommen in Fleeth, Meck-Pomm, begann das Camp mit einer Reihe von Spielen, um alle besser kennenzulernen. Dale – der ultimate Master of Ceremonies – begleitete uns das gesamte Camp über. Das Haus an sich war großzügig geschnitten und bot viel Raum für Englisch Unterricht und Gemeinschaft. Der riesige Garten war mit seinen Tischtennisplatten und seiner Feuerstelle sehr verlockend, aber der Strand, der nur 5 Minuten entfernt lag, hat immer wieder das Buhlen um die Gunst der Teilnehmer gewonnen.

Zwischen Englisch Unterricht mit Freunden aus den USA, einer Rallye quer durch das gesamte Gelände und vielen, vielen Beachvolleyball Turnieren gab es auch die Möglichkeit mit den hauseigenen Kanus über die Müritz zu schippern. Die Zeiten auf dem Wasser waren intensiv und besonders: hier wurde viel von dem geteilt, was das Leben in allen Höhen und Tiefen immer wieder formt und ihm eine neue Richtung gibt. Schmerz und Verlust lässt sich manchmal besser in Worte fassen in dem Gefühl von absoluter Freiheit, welches einem offenes Gewässer gibt. Am Strand wurde wie auf jeder guten Freizeit abgehangen, gelacht und gequatscht.

Die Sonne war leider kein ständiger Begleiter in diesen Tagen, aber das hat niemanden davon abgehalten, sich in die Fluten zu stürzen. Auch hat das nicht unbedingt vor dem Kentern geschützt – allerdings kam so ans Tageslicht, dass schwimmen nicht unbedingt zu Happy’s Hobbies gehört und er lieber auf dem Kopf der Mitarbeiter an Land kommt, anstatt seine eigenen Pfoten zu bewegen! Hauptsache alle sind gerettet!

Die Abende auf dem English Camp sind definitv jedes Jahr ein Highlight, das gleichzeitig viel Konfliktpotenzial bietet: bei Lagerfeuer und untergehender Sonne wird über die großen Weltreligionen gesprochen, diskutiert und hinterfragt. Hitzige Diskussionen geben hier den nötigen Platz, welchen es braucht, um mit Missverständnissen und Vorurteilen aufzuräumen. Ganz nach dem Motto: andere Länder, andere Sitten, hat natürlich jedes Land sein eigenes Bildungssystem, das einen ganz bestimmten Blick auf Dinge wirft. Und diesen einen Blick auf die Welt, je nach Ideologie des Landes, in dem wir unsere Weltsicht geformt haben, kritisch zu hinterfragen, muss gelernt sein. Und auch das passiert auf dem Englisch Camp: zu lernen, die Meinung und die Weltsicht anderer auszuhalten und sich an Fakten zu orientieren.

Die Gespräche liefen oft bis in die Nacht und wurden abgerundet von Filmnächten oder Tischtennis Turnieren. Die Gemeinschaft war besonders. Viele Jugendliche hatten lange nicht mehr das Gefühl Teil von etwas zu sein und ihren Platz zu haben. Auf dem Camp gab es einen Platz für jeden.

Falls du Bock hast, nächstes Jahr dabei zu sein, sichere dir sobald wie möglich einen Platz – wir freuen uns auf DICH!

Wir bedanken uns für die Förderung:

Als ich neulich nachts in der Berliner S-Bahn saß, um nach Hause zu fahren, durfte ich ein Gespräch zwischen drei Personen um die 40 mithören. Alle drei gut angetrunken erzählten zotige Geschichten über ihre Vorgesetzten bzw. Mitarbeiter im Jobcenter. Immer wieder fielen abstoßende Aussagen wie „Zigeunerschlampe“ oder „…noch ein Wort und ich steck‘ die nach Auschwitz, wo sie hingehört.“ Alle drei waren betrunken, aber sichtlich vertraut mit den Begriffen, die sie um sich warfen.

Als ich aussteigen wollte, musste ich an der Gruppe vorbei und unterbrach ihr Gespräch. „Was sie da von sich geben, ist einfach widerlich.“

Der Zug hielt und ich konnte schnell aussteigen. Was blieb war Entsetzen.

Es ist 2019 und solche Aussagen kommen manchen Menschen wieder leicht über die Lippen. Ist es Dummheit? Ist es Ignoranz? Oder die seltsame Annahme, einer Herrenrasse anzugehören, die das natürliche Recht hat, sich über alle anderen Menschen zu stellen?

Ich bin mir nicht sicher, aber die Begegnung hinterließ einen bitteren Beigeschmack. Wenige Tage später bin ich im Stadtzentrum Berlins unterwegs zu einem Termin. Mitten im Treiben läuft eine Gruppe Halbstarker an mir vorbei. Einer brüllt: „Sieg!“ und die anderen „Heil!“. Sie lachen und finden sich super, weil sie etwas tun, was man „nicht tun sollte!“.

Mein Weg kreuzt ihren und ich sage ihnen, dass ich mit den Aussagen vorsichtig wäre – Volkverhetzung. „Tschuldigung..“, stammelt ein blasser Braunhaariger mit einem „The Ramones“ Shirt, „wir kommen nicht aus Berlin!“Ich bin mir sicher, dass ich keine überzeugten Nationalsozialisten vor mir hatte, sondern eine Horde Jungs, die auf Klassenfahrt war und sich besonders cool fühlen wollte.

Aber warum ist das „cool“? Was finden 15jährige daran „Sieg Heil!“ am Potsdamer Platz in Berlin zu brüllen? Liegt der Schrecken der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts so weit zurück, dass er seine Fangarme nicht mehr um sie packen kann? Zwischen ihrer Generation und der Generation meiner Großmutter, die den Schmerz dieser Zeit mit ins Grab genommen hat, liegen 70 Jahre. Ein Menschenleben. Sind wir Menschen so unfähig zu lernen und uns zu erinnern? Müssen wir den Schmerz selbst erlebt und uns selbst zugefügt haben, um zu verstehen, dass Hass niemals die Antwort ist?

2018 gab es über tausend gemeldete antisemitistische Übergriffe in Berlin. Das sind 14 % mehr als im Vorjahr. Alarmierende Zahlen. Eine Partei, die strahlend blau haushoch Wählerstimmen im Osten Deutschlands sammelt und selbstbewusst und intellektuell daherkommt, zerhackt die deutsche Erinnerungskultur und baut ihre eigene schräge Wahrnehmung als Realität auf.

Die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge verschwimmen. Und wir haben als Gesellschaft schon jetzt die Früchte davon zu tragen. Schüler, die nicht mehr verstehen, was „Sieg Heil!“ bedeutet und wie tief die Wunden davon in Deutschland und Europa heute noch sitzen.

Um jungen Menschen dabei zu helfen zu verstehen, dass Menschen, unabhängig von Hautfarbe, religiöser Identität oder Herkunftsland, wertvoll sind; um ihnen zu vermitteln, sich gegenseitig zu verstehen, zu akzeptieren und einander anzunehmen, bieten wir religiöse Workshops an. Diese werden vom LADS, dem Berliner Landesamt für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung, gefördert.

In den Osterferien hatten wir unsere erste Ferienschule von VISIONEERS. Jetzt denkst du vielleicht: „Ferienschule? Das klingt ja vielleicht langweilig!!“

Doch der Name täuscht, denn die zwei Wochen Ferienschule in den Osterferien waren alles andere als langweilig! Wir hatten ein buntes Programm gefüllt mit Volleyballspielen, Bowling und Kickern, einem Besuch im Urban Nation Museum mit anschließender Stadtralley, Ausflügen in den Park und vielem mehr.

Museum der Illusionen

Ein Highlight der ersten Woche war auf jeden Fall der Besuch im Museum der Illusionen, wo wir für zwei Stunden in „unmöglichen“ Räumen gerätselt, gestaunt und lustige Fotos gemacht haben. Dabei haben wir immer wieder festgestellt, wie einfach unsere Wahrnehmung getäuscht werden kann und dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. In den nächsten Tagen haben wir viel selber experimentiert und gezeichnet, unser eigenes Kaleidoskop gebaut und gelernt, wie optische Täuschungen entstehen.

Graffiti und Street Art

Ein weiterer Schwerpunkt in der Ferienschule war das Thema Graffiti und Street Art. Schon beim Schreiben der eigenen Namensschilder in Form eines Graffitischriftzugs haben die Jugendlichen gezeigt, wieviel Kreativität in ihnen steckt. Im Lauf der Woche hatten sie die Möglichkeit, diese weiter zu entfalten und ihre eigenen Ideen auf Baumwolltaschen und Leinwänden zu realisieren. Hierfür haben wir vor allem mit der

Stencil-Technik gearbeitet, das heißt, wir haben unsere eigenen Schablonen erstellt, wodurch das Motiv auch mehrmals gesprayt werden konnte. Am Ende hatten alle sowohl eine Tasche als auch eine Leinwand nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet, wobei richtig tolle Ergebnisse entstanden sind!

Schreibwerkstatt

In den acht Tagen haben wir nicht nur viele neue Vokabeln wie „sturmfrei“ oder Begriffe rund um das Thema „Illusionen“ und „Gefühle“ besprochen, sondern wir haben auch gelernt, wie man ein „Elfchen“ schreibt. Für alle, die nicht in der Schreibwerkstatt mit Rochi waren und nichts mit dem Begriff „Elfchen“ anfangen können: Ein „Elfchen“ ist ein Gedicht, das aus 11 Wörtern und fünf Zeilen besteht. Hier ein kleines Beispiel:

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Ferienschule

Sprache lernen

Auf kreative Weise

Gemeinsam entdecken wir Berlin

Ferienspaß

Kulinarische Highlights

Da wir eine bunt gemischte Gruppe von Jugendlichen und Mitarbeitenden aus verschiedenen Kulturen waren, konnten wir viel voneinander lernen. Wir hatten zum Beispiel die Möglichkeit, afghanisches und syrisches Essen zu probieren, welches zwei Jugendliche während der Ferienschule selbst für uns gekocht haben. Das war super lecker!

Für alle, die jetzt neugierig geworden sind:

Es gibt auch im Sommer wieder die Möglichkeit, bei einer Ferienschule von VISIONEERS teilzunehmen, denn vom 15. bis 26. Juli findet unser „SUMMER JAM“ statt. Euch erwarten viel coole Aktionen, Sport und Ausflüge! Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen! Ihr habt ab sofort die Möglichkeit euch anzumelden (über die Internetseite oder bei uns im Büro).

Aus Erfahrung können wir sagen: Durch die Ferienschule ist nicht nur unser Wortschatz reicher geworden, sondern auch unsere Wände bunter, unser Horizont weiter und unser

Freundeskreis größer.

Regelmäßig bieten wir bei VISIONEERS e.V. Hausaufgabenhilfe für alle, die es brauchen, an. An zwei Nachmittagen fokussieren wir uns darauf, Euch die Hausaufgaben zu erklären, mit euch gemeinsam für Klausuren zu lernen und Präsentationen zu erstellen. Egal, was ihr braucht bzw. nicht versteht: wir bemühen uns euch immer einen passenden Nachhilfelehrer zur Seite zu stellen, der mit euch den Stoff paukt, um erfolgreich die Schule und später die Ausbildung oder das Studium zu bestehen. Wir wissen, wie ätzend Hausaufgaben sein können, aber wir wissen auch, dass es viel mehr Spaß macht, gemeinsam zu lernen und gemeinsam etwas zu erreichen. Außerdem lebt es sich so viel leichter, wenn es in der Schule rund läuft. Warum also nicht das kostenlose Angebot bei VISIONEERS nutzen und Freunde mitbringen? Dann kann nach getaner Arbeit noch gemeinsam gekocht, gekickert oder gespielt werden! Wir haben von Dienstag bis Freitag von 15:00 bis 19:00 geöffnet und stehen dir mit Rat und Tat zur Seite. Unser Herz ist es, dass du den Stoff verstehst, anwenden kannst und in der Schule so erfolgreich bist, dass dein späteres Leben auf jeden Fall gelingt.

Wir danken der Deutsches Kinderhilfswerk e. V. für ihre großzügige Spende und das Möglichmachen!