Dankbarkeit, Lebensfreude und Zuneigung

9. Januar 2023   |   Autor:in Oli

Dankbarkeit, Lebensfreude und Zuneigung

Das ist es, was ich aus meinen ersten Wochen auf der anderen Seite der Welt mitnehme.
Mein Name ist Oli, ich bin nun seit fast acht Wochen in meinem weltwärts-Projekt „El Refugio“ im Brennpunktbezirk „La Milpa“ in Heredia.

Die Einleitung lässt schon erahnen, dass ich hier mit starker Armut konfrontiert werde. In meinem ganzen bisherigen Leben hatte ich damit noch keinen Kontakt. Ich hatte nichts davon geahnt und gehofft, sie niemals erleben zu müssen.
Zehn Minuten Fußweg liegen zwischen mir und meiner Arbeit. Nach etwa der Hälfte des Weges bin ich im Stadtteil „La Milpa“, in dem sich die Armut deutlich zeigt. Kleine, unstabile „Häuser“, zugemüllte Straßen, abgemagerte Tiere, schiefe Blicke und die nahezu tägliche Frage nach Geld, sind hier mein Alltag. Wenn ich schließlich im Projekt angekommen bin, welches seinen Platz in einem kleinen Haus in einer Seitengasse hat, ist es zu Beginn noch ruhig, da die Kinder noch nicht eingetroffen sind. Diese trudeln an den Dienstagen und Donnerstagen, (meine Lieblingstage, da an diesen Tagen von den großartigen freiwilligen Küchenfrauen für alle Essen gekocht wird und deshalb viele Kinder kommen) ab 10:30 Uhr mit costa-ricanischer Pünktlichkeit natürlich, verspätet ein.

 

Mein Arbeitsalltag

Zuerst sind die kleineren Kinder im Alter von 3-9 Jahren da. Es sind Spiele, viel Spaß aber auch viel Lärm angesagt, bis es dann von 12:00 Uhr-13:00 Uhr Essen gibt. Dort stößt dann die Nachmittagsgruppe, die aus den älteren Kindern zwischen 10-14 Jahren besteht, dazu. Auch mit ihnen wird gespielt, Unterricht gemacht und der Lärmpegel steigt. Doch mit viel Kopfschmerzen und wenig verbliebener Kraft habe ich dann zwischen 15:00 Uhr und 16:00 Uhr Feierabend.

An den anderen Tagen kommen nur wenige Kinder. Daher sind diese Tage sehr viel ruhiger. Es wird meistens nur eine Stunde Unterricht angeboten wie z.B. Gitarrenunterricht. Mittwochs und freitags bin ich dann für den Mathe- und Fußballunterricht zuständig. Das gestaltet sich jedoch aufgrund der geringen Beteiligung der Kinder und ihrer völlig unterschiedlichen Lernniveaus, als sehr schwierig. Die restliche Zeit an diesen Tagen muss für organisatorische Sachen genutzt werden. So viel zu meinem Alltag an “normalen“ Tagen.

Was ich darüber hinaus mache

Zum Projekt kommen jedoch auch andere Aufgaben hinzu. Beispielsweise haben wir die letzten Wochen beim Bau eines „Ranchos“, einer Blechhütte für sehr arme Familien geholfen, da das vorherige Rancho der Familie wegen des Regens eingestürzt ist. Dabei haben sie so gut wie all ihren Besitz verloren.

Die Wirkung meiner Arbeit

Das, und meine Arbeit der letzten Wochen, waren sehr prägende Erlebnisse in sehr kurzer Zeit, die mir einige Dinge vor Augen geführt haben, die ich meistens leider eher verdränge. Denn ich (und wahrscheinlich auch du) haben das riesige Privileg, dass wir in Deutschland wohnen, ein Dach über dem Kopf haben, Essen auf dem Tisch, Bildung, die uns eine gute Zukunft ermöglicht und vieles weitere, was uns meistens gar nicht bewusst ist. Mir wird täglich klarer, dass ich für alles, das ich besitze, jederzeit dankbar sein sollte. Doch trotz des schlimmen Schicksals, das die Kinder haben, sind sie immer mit einem Lächeln im Projekt und lassen sich nichts von ihren alltäglichen Problemen anmerken, was ich sehr an ihnen bewundere. Dennoch muss man aber immer vorsichtig sein, wie man mit den Kindern umgeht. Jedes Kind trägt seine eigene Geschichte und die ihm zugefügten Wunden tief in sich drin, was sehr leicht wieder hervorgerufen werden kann. Genau deshalb ist es wichtig, Empathie, Liebe und Verständnis für jedes Kind zu haben, selbst wenn es einem jede Kraft raubt.

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