Hi ich bin Valerija und mache einen Freiwilligendienst in Peru
Inmitten von Pflanzen, prachtvollen Bäumen und Blumen aller Art, dem Anblick von Kolibris und bunten Schmetterlingen sowie einem Orchester aus unterschiedlichstem Vogelgezwitscher habe ich das große Glück, meinen Freiwilligendienst bei Atiycuy, einer NGO im zentralen Regenwald Perus, zu leisten.
So vielfältig wie die Natur hier ist, ist auch die Arbeit von Atiycuy. Diese gliedert sich in fünf Programme, deren Hauptziele unter anderem der Schutz der Umwelt und die Erhaltung der Kultur des indigenen Stammes der Yanesha sind, die Erfahrungen brutaler Kolonialisierung erleiden mussten.
Das Umwelt- und Kulturfestival
In diesem Blogbeitrag möchte ich über ein besonderes Ereignis berichten, und zwar über das Umwelt- und Kulturfestival, welches wir in Kooperation mit drei Programmen der peruanischen Organisation zur Feier des Weltumwelttags am 05.06.2024 zelebriert haben. Dazu haben sich die Programme ANNA (Acompañamiento de Niños, Niñas y Adolescentes), EDA (Educación Ambiental) und REYA (Rescate Yanesha) der NGO zusammengetan, um gemeinsam das Festival Ambiental y Cultural an der Schule San Pedro der indigenen Gemeinschaft des Yanesha-Volkes im Sektor San Francisco de Pichanaz zu veranstalten.
Vorbereitungen
Dazu machten wir uns mit dem gesamten Team einen Tag vorher auf den Weg, um vor Ort das Nötigste für das Fest vorzubereiten. Nachdem die Sachen abgeladen, das Sonnensegel aufgebaut und zu Abend gegessen worden waren, trafen wir uns mit einigen Schülerinnen und Schülern an der Schule, um gemeinsam ein Feuer zu machen. Nach vielen spannenden Gesprächen und lustigen Unterhaltungen gingen die Jugendlichen der Schule spät abends nach Hause. Einige aus dem Team und ich legten uns dann mit unseren Schlafmatten draußen neben das Lagerfeuer und unter den freien Himmel, um die Sterne zu beobachten und abzuwarten, bis das Feuer erloschen war, um anschließend schlafen zu gehen. Denn am nächsten Morgen sollte es schon früh losgehen.
Der Festivalmorgen
Morgens um 6 Uhr wurde ich von einer Schülerin geweckt. Ich drehte mich verschlafen um und gönnte mir noch zwei Minuten Schlaf, bevor ich mich dann müde aus meinem Schlafsack begab. Es war morgens noch recht frisch und kühl. In dicken Pullovern eingepackt, fuhren wir zu einer Familie aus der Gemeinde, um zu frühstücken. Danach machten wir uns direkt wieder auf den Weg zur Schule, um die letzten Feinschliffe vor dem Festival zu tätigen.
Beginn des Festivals
Um 9 Uhr ging es schon los. Die Temperatur stieg so langsam an. Unter einem wolkenfreien Himmel und einer strahlenden Sonne trudelten nach und nach die Schülerinnen und Schüler in ihren erdtonfarbenen Cushmas (das sind traditionelle Gewänder indigener Gemeinschaften) ein.
Zuerst hielt der Direktor der Schule eine Willkommensrede. Dann stellten sich alle Teammitglieder der einzelnen Programme von Atiycuy kurz vor und erläuterten im Anschluss den Programmablauf. Die Schülerinnen und Schüler haben sich innerhalb ihrer Stufe ebenfalls auf das Festival vorbereitet – denn es hieß, dass es einen Contest geben würde mit Gewinnerpreisen. Hierzu wurden unterschiedliche Stationen implementiert. Zu jeder Station haben sich die Koordinatoren der Programme sowie die Professoren Punkte notiert.
Aulas Saludables
Von 10:20 bis 11:00 Uhr ging es mit den „Aulas Saludables“ (übersetzt gesundes Klassenzimmer) los. Dort haben die Schülerinnen und Schüler ihre Klassenräume vorgestellt sowie Plakate, die sie selbst erstellt haben. Bewertet wurden die Klassenräume nach Sauberkeit, Gestaltung sowie der Kreativität der Plakate. Zum Beispiel hat eine Klasse ein sehr anschauliches und schön gestaltetes Plakat zum Thema „Was ist ein Waldschutzgebiet“ vorgestellt.
Mi Colegio Sonríe
Ab 11:00 Uhr ging es dann draußen weiter. Zu dieser Zeit war es wirklich heiß, denn der Himmel blieb nach wie vor wolkenlos und die Sonne hatte somit freie Bahn. Das hielt uns jedoch nicht davon ab, den Programmpunkt „Mi Colegio Sonríe“ (übersetzt: Meine Schule lächelt) zu besuchen. In dieser Kategorie hat jede Stufe uns durch ihre aufbereitete und dekorierte Gartenfläche geführt. Dabei haben zwei Personen das Werk, das sie mit ihrer Stufe erschaffen haben, präsentiert und erklärt, wofür welche medizinischen Pflanzen wichtig sind und wie sie angewendet werden. Es war erstaunlich zu sehen, wie viel Mühe sich die Schülerinnen und Schüler bei der Aufbereitung und Gestaltung der Gärten gegeben haben und wie viel Wissen sie in Bezug auf die Pflanzen verfügen.
Área Cultural
Zudem gab es eine zusätzliche Führung durch die Área Cultural, in der Schülerinnen und Schüler typische Nahrungsmittel ihrer Kultur vorstellten, wie zum Beispiel Masato, ein fermentiertes Getränk, das meistens aus Yucca und Süßkartoffel hergestellt wird, sowie Pituca, eine essbare Wurzelknolle, und weiteres Obst und Gemüse, das in ihren Gebieten wächst. Darüber hinaus lud eine Hängematte dazu ein, sich zwischendurch auszuruhen und die Seele baumeln zu lassen.
Wettbewerb von REYA
Danach gab es vom Team REYA (Rescate Yanesha) einen weiteren Wettbewerb, bei dem die Schülerinnen sich in kurzer Zeit mit den roten Samen der Pflanze „Achiote“ (eine tropische Pflanze mit natürlichem Farbstoff) ausgewählte Ikonografien ihrer Kultur gegenseitig auf die Wangen malen sollten. Im Anschluss haben sie dann sowohl ihre Cushmas präsentiert als auch die Bedeutung der Bemalungen erläutert.
Mittagspause und Nachmittag
Nach den Führungen durch die Gärten sowie dem Programmpunkt von REYA fand gegen 13:00 Uhr erstmal eine Mittagspause statt, in der es leckeres Essen und Zeit zum Austausch gab. Nachdem alle gesättigt waren, ging es um circa 14:00 Uhr schon weiter mit dem Programm des Teams ANNA (Acompañamiento de Niños, Niñas y Adolescentes). Es wurden zwei verschiedene Aktivitäten durchgeführt, um das Teambuilding zu stärken und zu fördern, indem die Stufen auch Punkte sammeln konnten. Danach hat das Programm von EDA noch ein Spiel durchgeführt, namens Corre por la Vida (übersetzt lauf für das Leben). In dieser Übung sollten die Kinder und Jugendlichen jeweils Wasser aus einem Eimer mit einem Krug in einen anderen Eimer so schnell wie möglich in zehn Meter Entfernung tragen und somit ihre Eimer füllen. Die Gruppe, die am meisten Wasser in kürzester Zeit eingesammelt hat, erhielt die meisten Punkte.
Abschluss und Preisvergabe
Zum Abschluss, etwa gegen 15:00 Uhr, fand dann die Bekanntgabe der Gewinner sowie die Übergabe der Preise statt. Zu gewinnen gab es unter anderem Materialien und Werkzeuge, um die Schule sowie ihre Gärten instand zu halten. Zwei ausgewählte Schülerinnen sowie ein Schüler haben zusätzlich für ihre großartige Leistung als Spezialpreis Zampoñas, das sind indigene Holzblasinstrumente, erhalten.
Ausklang des Tages
Um 15:30 Uhr, nach der Preisvergabe, war das Festival dann auch schon beendet. Nachdem wir alles abgebaut und zusammengepackt hatten, gingen wir noch nebenan im Fluss baden, um so einen erfolgreichen Tag ausklingen zu lassen und uns abzukühlen. Einige Schülerinnen und Schüler haben uns Gesellschaft geleistet und wir genossen noch gemeinsam die letzte Stunde, bevor es zurück in die Casa Atiycuy ging.
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