Parrita – Ein anderes Leben

15. November 2024

Hola! Ich bin Lilly und arbeite in Parrita, Costa Rica im Projekt „Valores“

Es ist eine andere Welt, in die man hier eintaucht. Obwohl die Tage aufeinander folgen, Sonne und Regen sich abwechseln, der Wind die Blätter der Bäume rascheln lässt und obwohl alles genau wie überall sonst dem ewigen Lauf der Dinge folgt, scheint die Substanz eine andere zu sein. Sie ist nicht besser als alles, was ich kannte, noch ist sie schlechter – sie ist anders, mit eigenen Vorzügen und Schwachstellen.

Nach zwei Monaten hier kann ich ehrlich sagen: Ich mag es in Parrita. Es ist bescheiden, keine große Stadt, sondern einfach ein Ort, in dem die Leute ihr Leben leben und ihren Tätigkeiten nachgehen. Als ich beschlossen habe, dieses freiwillige Jahr in Costa Rica zu machen, hatte ich nicht erwartet, in einen Küstenort geschickt zu werden. Nachdem ich zuvor schon ein Jahr in San José gelebt habe, dachte ich mir jedoch, dass es eine unglaubliche Chance ist, eine andere Seite des Landes kennenzulernen und so ein kompletteres Bild Costa Ricas mit mehr Facetten zu bekommen. Ich kann wirklich nur empfehlen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, in die ländlicheren Regionen zu gehen. Das Leben hier ist anders als das in der Stadt. Irgendwie fühlt sich alles ein bisschen langsamer an, die Tage sind heiß und die Nächte sind warm, einen Bus zu bekommen ist manchmal einfach Glückssache, die Menschen sind verbindlich und freuen sich, ihre Heimat mit uns teilen zu können. Die Strände sind unendlich lang und wunderschön und gar nicht so weit weg, die Straßen teils etwas kaputt, aber immer voller lebhafter Geschäftigkeit, und man gewöhnt sich schnell daran, überall große Palmenplantagen zu sehen. Das Lebensgefühl hier ist ein ganz besonderes, das ich schon jetzt sehr zu schätzen gelernt habe.

„Valores“ – Arbeit mit Kindern

Obwohl ich das Leben hier, wie schon gesagt, sehr mag, ist es wichtig zu erwähnen, dass es keine einfache Gegend ist. Bei der Arbeit im Kids Club und der Auseinandersetzung mit den Schicksalen der Kinder fällt schnell auf, dass die große Mehrheit von ihnen aus dysfunktionalen Familien kommt. Viele leben in eigenartigen Familienkonstellationen, machen teils zuhause schlechte Erfahrungen und leben in unsicheren Gegenden, in denen sie oft mit Drogenproblemen, Gewalt, Sucht oder Ähnlichem in Berührung kommen. Da die meisten von ihnen zwischen sechs und zwölf Jahre alt sind, können sie vieles noch nicht verarbeiten.

Dennoch wird schnell deutlich, dass sich viele Eltern und natürlich auch die Projektleiter sehr viel Mühe geben und großes Engagement zeigen, um den Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen und den Kids Club zu bieten, in dem die Kinder lernen, malen, basteln, spielen, zusammen essen oder manchmal sogar Ausflüge machen und einfach mal abschalten können. Ich finde, es gibt nicht viel Schöneres, als Kinder zu sehen, wie sie einfach nur Kinder sein können, wie sie lachen und Spaß haben und sich über Lob oder guten Zuspruch freuen. Sie sind alle sehr offen, aufgeschlossen, wissbegierig und gut erzogen. Im Club und auch zuhause werden ihnen Werte vermittelt, die ihnen hoffentlich fürs ganze Leben helfen werden. Ich bin sehr dankbar, ein Teil davon zu sein und meinen Beitrag im Club leisten zu dürfen.

Die Arbeit ist unglaublich bereichernd und auch für mich eine Erfahrung, von der ich fürs ganze Leben lernen kann. Manchmal ist es schwierig, sich Aktivitäten für die Kinder zu überlegen, was eine meiner Hauptaufgaben hier ist. Natürlich möchte ich den Club abwechslungsreich gestalten, aber bei so unterschiedlichen Altersklassen und Persönlichkeiten ist es teils schwer, alles unter einen Hut zu bringen. Mein Einfallsreichtum wird definitiv herausgefordert, aber das ist auch etwas sehr Schönes, und ich gebe mein Bestes, mir aufregende Sachen zu überlegen.

„Centro Prenatal“ – Schwangere und Babys

Ein weiterer großer Teil meiner Arbeit hier ist das „Centro Prenatal“, ein Zentrum für Schwangere und junge Mütter, das einmal die Woche, immer freitags, stattfindet. Hier wird den (werdenden) Müttern viel Beistand gegeben, sie werden gesundheitlich und spirituell beraten und bei Fragen unterstützt. Sie können sich auch Materialien wie Windeln, Feuchttücher oder Schnuller abholen. Für viele Frauen ist das eine wichtige Quelle der Beratung und ein sicherer Ort, an dem sie sich mit sich und ihren Babys auseinandersetzen können.

Da ich natürlich für solch eine Beratung nicht ausgebildet bin, beschränken sich meine Aufgaben mehr auf Administratives, die Herausgabe der Produkte und die Betreuung der Babys. Aber auch das ist sehr erfüllend und bereichernd, denn ich lerne viel über Mutterschaft, Erziehung und Gesundheit.

Was steht jetzt noch an?

Die nächsten Monate bis Januar werden vermutlich eine sehr geschäftige Zeit, denn schon jetzt beginnen die Vorbereitungen für die Weihnachtsfeierlichkeiten. Diese müssen mit sehr viel Ernst, Sorgsamkeit und Liebe zum Detail durchgeführt werden. Es steht viel an: Eine Feier muss geplant und organisiert werden, Geschenke müssen besorgt, ein Krippenspiel vorbereitet und weihnachtliches Basteln arrangiert werden – und all das braucht Zeit und Arbeit. Aber obwohl es manchmal stressig wird, ist mir aufgefallen, dass die Leichtigkeit und die Liebe zu den Kindern nie fehlen. Sie sind immer das Zentrum der Planung, und die Zusammenarbeit zwischen meinen Projektleitern, einigen Eltern und mir verliert sie nie aus den Augen. Denn hier stehen die Kinder im Mittelpunkt, und die Gewissenhaftigkeit aller Beteiligten ist wirklich bewundernswert.

Ein Teil eines so großartigen Teams zu sein, ist wirklich das Beste, was einem bei einem Freiwilligendienst passieren kann.

Möchtest du mehr über das Erfahren, was VISIONEERS in Costa Rica macht? Schau gerne auf unserem Instagram-Channel vorbei! 🙂