Ich wollte diesen Eintrag nicht mit Corona beginnen. Weil die Pandemie aber leider doch der Grund dafür ist, dass ich gerade nicht in Costa Rica am Strand sitze und schreibe was ich in den letzten Wochen erlebt habe, sondern in meinem Zimmer in München, muss ich den Virus wohl doch kurz erwähnen. Während des ganzen ersten Lockdowns habe ich gehofft, dass unsere Ausreise im August stattfinden kann. Nachdem jedoch klar war, dass das nicht klappt und uns als Überbrückungstätigkeit ein SDG-Dienst vorgeschlagen wurde, wusste ich ziemlich schnell, dass ich gerne etwas in der Richtung des 11. Zieles „Nachhaltige Stadtentwicklung“ machen möchte. Einen Betrieb zu finden, der mich für sechs Monate einstellt, hat sich jedoch als etwas komplizierter herausgestellt. Nachdem ich mich bei vielen verschiedenen Architektur- und Stadtplanungsbüros, leider ohne Erfolg, vorgestellt habe, hat die Stattbau München GmbH meine Bewerbung an die GeQo eG weitergeleitet. Bei dieser noch sehr jungen Genossenschaft konnte ich dann schon eine Woche später anfangen zu arbeiten.
Anfangs musste ich mich erstmal ein paar Tage zurechtfinden und herausfinden, was die GeQo eG überhaupt macht. Mittlerweile habe ich mich jedoch sehr gut eingefunden und die meisten der vielen Themengebiete überblickt. Die Abkürzung GeQo eG (sprich Gecko) steht für eingetragene Genossenschaft für Quartiersorganisation und ist im Prinz Eugen Park, einem Neubaugebiet im Münchner Nordosten tätig. Das Hauptanliegen ist dabei sich für alle Wohnbedürfnisse, vernetzte Nachbarschaften, vielfältige Angebote und autoreduziertes Wohnen inmitten alten Baumbestandes einzusetzen. Die Stichworte Vernetzung, Verwaltung und Vermittlung/Verleih fassen die vielen verschiedenen Aufgaben eigentlich ganz gut zusammen.
Unter den Punkt Vernetzung fällt dann zum Beispiel das regelmäßige Verfassen eines Newsletters, das Organisieren von Festen und Veranstaltungen, aber auch die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Arbeitskreisen der Bewohner:innen u.a. zum Thema Kinder, Ökologie oder Kunst und Kultur. Bei einem Wohngebiet mit knapp 4000 Einwohner:innen fallen natürlich auch eine Menge Verwaltungsarbeiten an. So muss beispielsweise organisiert werden, wie die Gemeinschaftsräume der einzelnen Häuser genutzt werden können oder wann und für wen die Gästeapartments zur Verfügung stehen. Damit auch der Aspekt der Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommt, gibt es u.a. die Mobilitätsstation, die Lastenräder und E-Bikes verleiht, um den Alltag ohne Auto attraktiver zu machen. Um Ressourcen wie Platz und Geld zu sparen wird es in Zukunft außerdem einen Verleihpool geben, bei dem sich die Bewohner:innen des Prinz Eugen Parks selten gebrauchte Gegenstände, wie Werkzeug oder Partyzubehör, ausleihen können. Außerdem gibt es seit November das Café GeQo, ein Quartierscafé, das Treffpunkt für die Bewohner:innen und Besucher:innen von außerhalb werden soll. Durch den derzeitigen Lockdown ist der Start des Cafés jedoch leider etwas schwierig und die Umstellung auf den reinen To-go-Betrieb nimmt gerade viel Zeit in Anspruch.
Meine Aufgaben bei der GeQo erstrecken sich eigentlich so ziemlich über alle Bereiche. Ich habe schon Flyer für die verschiedenen AKs erstellt, bei der Verwaltung und Buchung der Gemeinschaftsräume mitgeholfen oder auch nach Ausflugszielen in der Umgebung recherchiert, die man gut mit dem Fahrrad erreichen kann. Viele meiner Aufgaben mache ich in Büroarbeit, ab und zu jedoch gibt es aber auch eine schöne Abwechslung vom Schreibtisch. Zum Beispiel bei einem Crêpe-Verkauf in den Innenhöfen der Häuser mit einem hohen Sozialwohnungsanteil, viele der Bewohner:innen dort sind abhängig von staatlichen Hilfen, manche sind Geflüchtete. Auch diese Gruppen sollen in das Leben und die Gemeinschaft des Prinz Eugen Parks miteingebunden werden und von den Angeboten der GeQo profitieren. Teilweise gehen meine Aufgaben jedoch auch in eine ganz andere Richtung, erst vor kurzem habe ich beispielsweise ein großes Architektur-Modell des Viertels repariert und geputzt, damit wir es bald in der Quartierszentrale ausstellen können.
Die letzten Monate sind ganz anders gelaufen als ich es eigentlich geplant und erwartet hatte. Und natürlich hoffe ich immer noch, dass unsere Ausreise nach Costa Rica bald möglich sein wird, trotzdem bin ich sehr froh, dass ich mit meiner SDG-Stelle so ein Glück hatte.
Wir bedanken uns für die Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.