Gerade die Weihnachtszeit ist für uns eine Zeit der Familie. Wie wird also Weihnachten gefeiert in einem Heim für Kinder, die gerade keine Familie haben?
Die Weihnachtszeit wird generell in Costa Rica, aber auch im Hogar de Vida sehr genossen und voll ausgeschöpft. Schon im November wurde die erste Weihnachtsdekoration rausgeholt und die ersten Weihnachtslieder gehört. Auch wenn wir durch das warme Wetter kaum in Weihnachtsstimmung gerieten, hat uns doch die Weihnachtseuphorie der anderen gepackt, und wir haben uns schon sehr auf das Fest zum Beginn der Weihnachtszeit gefreut.
Im Dezember gab es eigentlich jeden Samstag eine Weihnachtsfeier für die Kinder. Als der Tag der ersten Feier dann gekommen war, wurde das Rancho (unser Versammlungsort) liebevoll weihnachtlich geschmückt und auch ein riesiger Weihnachtsbaum dort aufgestellt. Dafür hat jedes Haus einen Tanz zu einem Weihnachtslied eingeübt und alle Tías haben eine Sammelbestellung für Weihnachtst-Shirts aufgegeben. Auch die Lehrerinnen des Hogars hatten einen Tanz vorbereitet. Das Team, das im Büro arbeitet, hat die Weihnachtsgeschichte erzählt und wir haben zusammen gebetet. Danach haben sich alle in einer Reihe aufgestellt und jedes Kind durfte eine Kugel an den Baum hängen.
Wir freuen uns Zuhause jedes Jahr darauf, den Weihnachtsbaum mit unseren Familien zu schmücken, deswegen war es für uns ein ganz besonderer Moment, dieses Ereignis dieses Jahr mit den Kindern und dem ganzen Hogar teilen zu dürfen. Anschließend gab es für alle Tamales (in Bananenblättern gedämpfter, mit Fleisch gefüllter Maisteig), Kuchen und Rompope (typischer Eierlikör ohne Alkohol). Wir finden es besonders schön, dass zu solchen Anlässen auch die Tías in die Mahlzeiten eingebunden werden, da so alle am Fest teilhaben können. Nach der Stärkung haben wir noch viele Fotos gemacht und zu Weihnachtsmusik getanzt. Am Abend gab es dann noch Pizza für alle.
Um auch die einzelnen Häuser des Hogars zu dekorieren, sind an einem Nachmittag alle Tías der Häuser zusammen gekommen und haben jedes einzelne geschmückt. Bei Chiaras Haus kam sogar Hilfe von auswärts (die Arbeitskollegen des Mannes einer Tia) und sie hat mit den Kindern Plätzchen gebacken. Nachdem alles fertig war, haben die Kinder uns stolz den Weihnachtsbaum und die vielen bunten Lichterketten präsentiert. An den Weihnachtsbaum wurden natürlich auch die Salzteigplätzchen gehängt, welche wir mit den Kindern zuvor gebastelt hatten.
Einmal sind wir zusammen in die benachbarte Boardingschool gegangen, wo ebenfalls eine Weihnachtsfeier für die Kinder stattfand. An dem Samstag darauf haben „Padrinos“ (Paten), also die Personen von Firmen, die das Heim finanziell unterstützen, eine Feier organisiert. Es wurde gebastelt, getanzt, Gruppenspiele gemacht, auf der Hüpfburg gehüpft und zusammen gegessen. Danach haben alle Kinder jeweils ein Geschenk bekommen. Solche Aktivitäten mit Unterstützern des Heims finden über das ganze Jahr verteilt statt. Es ist so schön, die Freude in den Augen der Kinder bei den Attraktionen zu sehen, oder wenn sie aufgerufen werden und mit einem großen Geschenk in der Hand zurückkommen. Die Geschenke wurden natürlich direkt ausgepackt und wir haben den ganzen Nachmittag auf dem Boden gesessen und mit den neuen Puppen und Autos gespielt.
Unser persönliches Highlight war aber die wirkliche Weihnachtsfeier im Hogar. Dabei geht es vor allem auch um den Zusammenhalt des Teams. Es wurden extra externe Personen engagiert, die sich um das Unterhaltungsprogramm und das Essen gekümmert haben. Jeder Tía wurde ein Kind zugeteilt, um das es sich bis zum Abend kümmern sollte. Die Paare wurden per Los bestimmt, sodass die Gruppen für einen Abend aufgebrochen wurden und die Kinder mal mit ganz anderen Personen gespielt und gegessen haben. Nach dem leckeren Abendessen wurden dann die Wichtelgeschenke unter den Tías verteilt und jedes Kind hat natürlich nochmal ein Geschenk bekommen. Es war einfach so ein schöner Abend, weil das ganze Team und die Kinder zusammen an Tischen gegessen und gequatscht haben. Es hat sich wirklich wie eine Feier einer sehr großen Familie angefühlt und wir hoffen auch bei den Kindern ist dieses Gefühl des Zusammenhalts und der Geborgenheit angekommen.
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