Wie lebt es sich eigentlich in Costa Rica? – Aus der Perspektive einer deutschen weltwärts Freiwilligen

4. Juli 2024   |   Veronika Gräfenstein

Um diese Frage aus meiner Perspektive zu beantworten, möchte ich zunächst einmal auf den geographischen Standort, das Klima und die Möglichkeiten eingehen von Turrialba, der Stadt in Costa Rica in der ich lebe.

Es folgen meine Erfahrungen, die ich in den Bereichen des Bildungs- und Gesundheitssystems sowie über die Sicherheit in Costa Rica gemacht habe. Wie wahr sind die Stereotype, die immer über Costa Rica erzählt werden? -> „Costa Rica ist das sicherste Land Lateinamerikas.“; „Costa Rica ist teuer.“; „Costa Rica hat ein hervorragendes Bildungs- und Gesundheitssystem.“ Außerdem werde ich darauf eingehen, wie ich mich bisher in Costa Rica gefühlt habe und welche Erfahrungen ich mit Costa Ricanern in meinem Alter und generell gemacht habe.

Turrialba, eine Kleinstadt in Costa Rica mit etwa 27.000 Einwohnern, ist von Bergen und üppiger Natur umgeben. Die Nähe zur Karibik sorgt für ein tropisch feuchtes Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit, oft schwüler Hitze und starken Sonnentagen. Meine ersten Wochen hier waren eine Herausforderung aufgrund der intensiven Hitze. Die Regenzeit von Mai bis November bringt Erleichterung, aber auch heftige Niederschläge, wie im Oktober 2021, als Überschwemmungen erhebliche Schäden verursachten.

Trotz ihrer Größe bietet Turrialba alles, was ich brauche. Das Zentrum beherbergt zahlreiche Restaurants, Cafés, Supermärkte, Sportmöglichkeiten und vieles mehr. Besonders die Sportangebote sind vielfältig, von Schwimmbädern über Fitnessstudios bis hin zu Yogakursen.

Turrialba beheimatet die Universidad de Costa Rica und das internationale Forschungsinstitut CATIE, die beide erheblich zur Entwicklung der Stadt beitragen. CATIE ist ein Zentrum für landwirtschaftliche Forschung und biologische Vielfalt und bietet vielfältige Freizeitmöglichkeiten, einschließlich eines botanischen Gartens, in dem ich freiwillig arbeite.Costa Rica ist ein beliebtes Ziel für Auswanderer aus den USA und Europa, was das Wirtschaftswachstum fördert, aber auch die Lebenshaltungskosten in die Höhe treibt. Das Land bietet ein gutes Bildungssystem und eine hochwertige Gesundheitsversorgung, obwohl lange Wartezeiten im öffentlichen Sektor und eine ungleiche Verteilung der medizinischen Versorgung in ländlichen Gebieten Probleme darstellen.

Die Sicherheit in Costa Rica ist im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern hoch, aber auch hier gibt es gefährliche Viertel, besonders in Städten wie San José und sogar in Turrialba, wo der Bandenkrieg zugenommen hat. In meinem Wohngebiet fühle ich mich jedoch sicher, solange ich bestimmte Sicherheitsregeln beachte.

Generell kann ich aus meiner Perspektive behaupten, dass es sich in Costa Rica gut leben lässt. Insbesondere für Strand- und Naturliebhaber kann Costa Rica ein Traum sein. Wer die Hitze nicht mag, ist in einer der höher liegenden Regionen in Costa Rica gut aufgehoben. Die Stadt Cartago mit 1.435 m über dem Meeresspiegel ist bekannt dafür ein angenehmes Klima zu haben bzw. an manchen Tagen sogar sehr frisch zu sein. Das Leitungswasser ist fast überall im Land trinkbar und der Zugang zu einer sehr guten medizinischen Versorgung ist gewährleistet. Natürlich kommt es jetzt noch stark darauf an, wie und wie viel Geld man verdient. Der Mindestlohn in Costa Rica ist im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten sehr niedrig und die Mindestanzahl an Urlaubstagen beträgt gerade mal 12 Tage pro Jahr. Wer ein abgeschlossenes Studium hat, hat eine gute Chance darauf zumindest in San José eine Arbeitsstelle in seinem Abschluss zu finden. Wie bereits mehrfach erwähnt sind das Eindrücke aus meiner eigenen Perspektive und meinen Erfahrungen, die ich in Costa Rica machen durfte.

Natürlich gibt es trotz der ganzen Vorteile wie dem Gesundheits- und dem Bildungssystem in Costa Rica dennoch extreme Armut und Familien, die am Ende des Monats kaum noch Geld für Essen übrighaben. Insbesondere in ländlichen Gebieten und bei bestimmten Bevölkerungsgruppen wie indigenen Gemeinschaften oder Migranten aus Nicaragua kommen Armutsfälle häufiger vor. In diesen Fällen gibt es Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel der Club de Leones, in dem ich meinen einjährigen Freiwilligendienst leiste. Auch die staatliche Institution „IMAS“ bietet finanzielle Unterstützung und Sozialhilfe für bedürftige Familien und Einzelpersonen, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Während meiner Tätigkeit beim Club de Leones in Turrialba habe ich jedoch feststellen müssen, dass es nicht ganz so einfach ist finanzielle Unterstützung vom IMAS zu bekommen, da dahinter natürlich sehr viel Bürokratie steckt.

Wenn du auch gerne einen Freiwilligendienst machen willst, findest du hier mehr Infos!